Unsere Fahrt über                           

Passau – Freyung nach Prag;

von dort über Berlin nach Borgentreich.

So ist es angedacht.

 

Am 22.09.2013 feierten wir Motte ihren Geburtstag, sie wurde 15 Jahre jung.

Pünktlich am 23.09. begann unsere letzte Fahrt für dieses Jahr von Haar über Passau nach Freyung. Zunächst kauften wir noch einige Notwendigkeiten für Dirk ein, nämlich einen Lattenrost, eine Matratze und ein Kopfkissen.

           Dann ging es los, die Sonne schien und wir waren guten Mutes, obwohl es mir, wie eigentlich immer, schwer fiel noch einmal eine Fahrt zu unternehmen. Es gab noch so viel zu tun, die Angelegenheit mit unserem Auto war noch nicht endgültig geklärt und die Frontscheibe im Fiat war auch noch nicht ausgetauscht worden; dennoch, als wir unterwegs waren, fühlte ich mich schon recht wohl. Obwohl, ich hatte mich von Püppie und Motte gar nicht so richtig verabschiedet, ein wenig plagte mich auch mein Gewissen, denn es vergingen kostbare Tage, an denen wir nicht zusammen lernen konnten.

 

Nun waren wir aber unterwegs und ich hoffte sie würden es mir nicht zu sehr verübeln. Um 16:15 erreichten wir den Stellplatz nahe der Eisbahn in purer Natur etwas außerhalb von Freyung. Außer uns standen noch 4 Wohnmobile in der Runde. Lange hatte ich nicht so frische und würzige Luft geatmet, wie an diesem Spätnachmittag.

Gegen 17:30 überfiel uns die Müdigkeit und wir legten uns für eine gute Stunde aufs Bett. Wir hatten fest geschlafen und es hatte gut getan. Morgen würden wir ca. 200 Km fahren bis zu einem kleinen privaten Campingplatz im Norden von Prag.

 

24.09.13

Wir kauften in der Stadt ein wunderbares, noch warmes Brot. Am liebsten hätte ich schon die Kruste abgeknabbert, aber ich saß schon hinter dem Lenkrad und Christel stand auf der Straße und hielt den Verkehr an, damit ich aus der Parklücke kam. Wir blieben die ganze Zeit auf der Landstraße, auch als ein kleines Stück Autobahn vor uns auftauchte führte uns „Lisa“ weiter gen Prag auf der Landstraße, denn ich hatte ihr verweigert eine Mautstrecke zu nehmen.

Lange Zeit war von Prag nichts zusehen. Dann plötzlich, wir hatten eine lange Brücke erreicht, tauchte die Skyline von dieser wunderschönen Stadt auf und es dauerte nicht lange, dann waren wir mit Tausenden anderer Autofahrer im Gewühle der City; dennoch, wir hatten an den roten Ampeln immer wieder Zeit ein Foto zu machen.

Als wir die City verlassen hatten kamen wir auf eine lange gerade Straße und „Lisa“ sagte uns, dass wir nun noch ca. 800 m zu fahren hätten bis zum Ziel. Hier befanden sich mindestens 4 kleine private „Campingplätze“ in der Reihe. Wir nahmen den, den uns „Lisa“ anwies und stellten im Nachhinein fest, dass wir einen anderen in Haar schon ausgesucht hatten, aber dieser Platz war wirklich in Ordnung und auch der Preis, angegeben mit 16 € incl. Sanitärenrichtung und Strom sowie Ver- und Entsorgung, stimmte.

Wir hatten noch nicht den Strom angeschlossen, als Christel schon am Tisch die Unterlagen ausgebreitet hatte und den morgigen Tag zu planen begann. Mir taten schon jetzt die Füße und Beine weh, wenn ich daran dachte. Nun aber hatte ich „A“ gesagt, nun musste ich auch zu allen anderen Buchstaben des Alphabetes „ja“ sagen.

Am Abend gab es das wunderbare Brot aus Freyung, es schmeckte noch besser als vermutet. Nun ist es 21:30, Christel schmökert und ich habe gerade die ersten Bilder bearbeitet. Das ist immer eine schöne Beschäftigung, man kann den Tag noch einmal Revue passieren lassen.

 

25.09.

Wie ich befürchtet hatte, an Ausschlafen war nicht zu denken. Wir frühstückten, das alles ging ja recht geruhsam vonstatten. Dann kam der erste Fußmarsch zur Straßenbahn. Es ging leicht aber stetig bergan, wir schafften es. Es dauerte auch nicht sehr lange, dann kam die Tram kreischend und quietschend an. An Sitzplätzen gab es nur rechts und links eine Sitzreihe in bzw. entgegen der Fahrtrichtung. Eine weibliche Fahrerin steuerte die beiden Waggons, sie fuhr sehr vorsichtig und man blieb auf seinem Platz sitzen. Wir plotteten die Fahrt mit, zwei Mal überfuhren wir die Wolga und nach der zweiten Brücke stiegen wir beim zweiten Stopp aus. Ein kurzer Blick auf den nicht sehr gesprächigen Stadtplan, aber wir fanden die richtige Richtung und nach ca. 800 m erreichten wir die Karlsbrücke. Man glaubt ja nicht wie viele Menschen schon zuvor auf den Gedanken gekommen waren. Die Brücke war schwarz von Menschen, dieses ist ja eigentlich nicht der richtige Ausdruck, obwohl man ja wohl so sagt. Sie war aber eher bunt von Menschen, es war trotz der Vielzahl, ein schönes Bild und dass man ab und an nicht mehr weiter gehen konnte, das war auch nicht so tragisch, denn es gab genügend zu sehen. Rechts und links an der Mauer häuften sich die Stände mit selbstgebastelten Souvenirs bzw. die Künstler boten ihre Gemälde da. Von Portraits über Karikaturen konnte man alles mit sich oder von sich machen lassen.

 

Es war noch nicht 11:30 und wir befanden uns auf der Karlüv most –Karlsbrücke- auf dem Wege zur „Kleinseite“, wie es die Prager nennen –Pracht um die Prager Burg. Im Prospekt steht zu lesen: Das Viertel Malt strana und der Burgberg Hradschin vereinen gotische Größe und barocke Eleganz, romantische Gärten und herrliche Prag-Panoramen. Im Nachhinein können wir dem zustimmen. Etwas zügiger als viele andere Touristen strebten wir der Prager Burg entgegen, denn wir hatten gelesen, dass um 12:00 hier eine Wachablösung stattfinden soll mit einer entsprechenden Musikkapelle. Schon vor der letzten Kurve bergan hörten wir Marschmusik, es war kurz nach „High noon“. Woher nun diese Menschenmenge auch noch kam, das wussten wir nicht. Auf der Karlsbrücke war es auch noch bunt von Menschen, die allerdings von hier oben sehr winzig ausschauten, naja, die Brücke war auch nicht sonderlich breit, zumindest von hier oben gesehen nicht.

Nachdem die Zeremonie zu Ende war und die Uniformierten wieder abmarschiert waren begaben wir uns in den Wallgarten. Von hier hatten wir einen wunderschönen Überblick über die Altstadt und die vielen wunderbaren Häuser und Kuppeln in dieser wunderschönen Stadt.

Die Terrassengärten befinden sich am steilen Hang der Prager Burg. Hier wurde bis zum 17. Jh. Obst und Wein angebaut, danach ließen sich die Adelsfamilien wie die Ledebours, Fürstenbergs, Palffys und Kolowrats elegante Paläste errichten und Terrassengärten anlegen, mit Brunnen, Pavillons, Skulpturen und viel Italienischem Flair. Als besonders schön gilt der Kolowrat-Garten von 1784; der 1790 fertiggestellte Fürstenberggarten wiederum ist mit 1,5 ha einer der größten.

 

Die Prager Burg wurde im 9. Jh. durch das Königsgeschlecht der Premysliden gegründet, heute ist sie die größte Burganlage der Welt. Alljährlich ist sie das Ziel von 1,5 Mio. Besuchern. Im 14. Jh. unter Kaiser Karl IV. war sie Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches, der Veitsdom fungierte als Krönungskirche und Grablege der Regenten. Teile der Anlage wurdem im 18. Jh. unter Maria Theresia barockisiert. Heute hat im Burgpalast der tschechische Staatspräsident seinen Sitz.

 

Dom St. Veit

Bis zu 96,5 m ragen die Türme des gotsichen Veitsdomes in den Himmel. 1344 legte Karl IV. den Grundstein für die größte Kirche Prags, vollendet wurde sie 1929. Der gotische Hochchor ist ein besonderes Merkmal. Das eindringende Licht fällt von beiden Seiten auf die Bögen des Deckengewölbes.

 

Zurück gingen wir dann sehr viel langsamer. Wir schauten uns eingehend die Auslagen in den kleinen Geschäften an und in einem kleinen netten Cafè gab es dann auch einen Cappuccino. Auch der Bummel zurück über die Karlsbrücke dauerte sehr viel länger als der Weg vorhin. Immer wieder blieben wir stehen und lauschten den einzelnen Musikgruppen oder wir bewunderten die Malkünste der schon erwähnten Künstler.

Dann nahmen wir die andere Seite der Moldau in Angriff. Wir bummelten durch das sogenannte „Goldene Gässchen“. Hier spazieren täglich unzählige Menschen durch um die bunten Puppenstuben-Häuschen des 16. Jh. zu besichtigen, in denen einst Burgwächter und Handwerker lebten.

In einen Prospekt kann man lesen: Die musikalische Stadt im Sternenglanz. An den lieblichen Ufern der Moldau, zu Füßen der Prager Burg, liegen malerische Altstadtviertel mit Gebäuden aus Gotik, Barock und Jugendstil.

Weiter steht zu lesen:

Ich sehe eine Stadt, deren Ruhm einst die Sterne berühren wird“ Mit diesen Worten soll Libussa, die mythische Stammmutter der Tschechen, in grauer Vorzeit die Gründung Prags prophezeit haben. Und die Weissagung erfüllte sich: die tschechische Hauptstadt ist seit Jahrhunderten ein Magnet für Menschen aus aller Welt. (Davon konnten wir uns in den zwei Tagen selbst überzeugen). 4 Mio. Reisende besuchen jedes Jahr die Metropole. Sie offenbart sich als uralte Schönheit, sprühend vor jugendlichem Charme, als überquellendes Schatzhaus der Kunst und der Architektur. –Dem brauchen wir nichts hinzu zu fügen, wir hätten es nicht besser sagen können.

Wir verlassen die Karlsbrücke und gehen in der Verlängerung durch die Karlsgasse, es ist der alte Krönungsweg; wieder begleiten uns Tausende von Menschen und Tausende kommen uns auch entgegen. Wir hatten uns diesen Besuch in diesem Teil der Stadt eigentlich für morgen vorbehalten wollen, aber schon einmal schauen kostet ja nichts.

 

 

Wir lasen, dass dieser Platz im Herzen der Aldstadt sich am Kreuzungspunkt europäischer Handels- und Verkehrswege entwickelt hat. Seit dem Hochmittelalter war er Schauplatz wichtiger Ereignisse – prunkvoller Krönungszüge, Ritterturniere, politischer und religiöser Versammlungen aber auch von Hinrichtungen und Massakern. Wir stießen auf stattliche Bürgerhäuser und elegante Adelspalais.

              Auffallend war der Rathausturm. Gegenüber dem Altstädter Rathaus verlaufen noch gotische Lauben. Die Gewölbe waren einst Eingangshallen der Patrizierhäuser, heute findet man hauptsächlich gemütliche Gasthäuser in diesem Bereich. Wir befinden uns jetzt am sogenannten Altstädter Ring, es ist ein großer mehr oder weniger freier Platz, auf dem musiziert, gespielt, gelacht, gegessen und geratscht wird. Er ist eben umgeben mit diesen erwähnten Häusern, die dem Ganzen einen bunten und lebenslustigen Rahmen geben. Wir bestaunen einzelne Gebäude und machen wieder einmal viel zu viele Fotos.

 

Der Bau des Altstädter Rathauses begann 1338. Später wurde häufig umgebaut, wie das eben bei Generationswechsel häufig der Fall ist. Der Nordflügel allerdings wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Heute versammeln sich zu jeder vollen Stunde Scharen von Touristen vor dem Rathausturm –wir gehörten auch dazu- mit der astronomischen Uhr aus dem 15. Jh. Wenn der Sensenmann oben am Seil des Glockenspiels zieht setzen sich die zwölf Apostel in Bewegung.

Dieses Schauspiel erlebten wir bei einem Bier und einem Milschshake „Coconut“.

 

Anschließend kehrten wir um und begaben uns zurück zur Station der Trambahn. Wir hatten für heute genug gesehen und morgen ist ja auch noch ein Tag, außerdem machten sich so gewisse Wehwehchen bemerkbar, wie das ja wohl viele kennen, die derartige Besichtigungen machen.

Daheim machten wir es uns noch ein wenig gemütlich auf dem Rasen, bis dann zum Abendessen gerufen wurde.

An diesem Abend wurden wir nicht gar so alt.

 

26.09.13

In der Früh regnete es ein wenig, aber noch wollten wir ja auch den zweiten Tag nicht beginnen.

Während des Frühstücks kam dann ab und an die Sonne durch und wir waren guter Dinge. Ich ging noch einmal nach draußen um unseren Nachbarn aus GB zu begrüßen. Wir hatten ihm gestern noch geholfen neben uns einzuparken. Heute dann wurde es ein richtig langes Gespräch, er erkundigt sich noch nach einigen „Handhabungen“ auf dem Wege zur City und wir sprachen über ditjes und datjes.

                Dann machten wir uns auf den Weg. Der Weg mit der Tram war ja nun schon weitestgehend bekannt und auch die Haltestelle kannten wir ja vom gestrigen Tage. Wir fühlten uns eigentlich schon richtig heimisch, nur die Lauferei, an die werde ich mich wohl nie gewöhnen. Wir gingen schnurstracks in Richtung Altstädter Ring, nur kurz vorher bogen wir einmal ab in die Pariser Straße um uns die Meysel-Synagoge anzuschauen, wie es zu erwarten war, war diese aber verschlossen.

In der Prachtstraße Parizska –Pariser Straße- waren wir im Herzen des alten jüdischen Gettos. Heute ist es eine wirkliche Prachtstraße mit schicken Designerläden und hohen Jugendstilhäusern. Hier kauften wir 3 Ansichtskarten und 3 Briefmarken, der Preis entsprach im wahrsten Sinne des Wortes dieser Straße.

 

Also weiter am Rathaus vorbei zur Teynkirche, die wir gestern noch nicht von innen betrachtet hatten.

Die Ursprünge dieser Kirche reichen zurück bis ins 12. Jh. Der gotische Neubau entstand im 14. Jh. von 1419 bis 1620 hielten hier die Hussiten ihre Gottesdienste ab. Charakteristisch sind die beiden gewaltigen Türme mit ihren spitzen Turmhaben, die von je acht kleineren Spitzen umringt werden. An der Fassade prangten eine Statue des Hussitenkönigs Georg von Podiebrad und ein vergoldeter Kelch, Symbol des Abendmahls. Nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620 brachten die Jesuiten wieder eine Marienfigur an, aus dem Goldblech des Kelches fertigte man den Strahlenkranz.

 

Später verließen wir noch einmal diesen Altstädter Ring und gingen zum Platz der Republik. Wir gingen durch das Tor des Pulverturms. Dieser markante Turm wurde ab 1445 über den Resten der alten Stadtmauer erbaut, die durch die Wehranlagen der Neustadt abgelöst worden war. Im 18. Jh. lagerte hier tatsächlich Schießpulver.

             Erwähnenswert ist dann noch das Gemeindehaus. Mit diesem Gebäude demonstrierte das Bürgertum des frühen 19. Jh. Wohlstand und Macht, das lässt sich wirklich nicht verleugnen. Heute ist dieses Bauwerk Schauplatz von Konzerten und Ausstellungen und im Jugendstil-Café genießt man das elegante Ambiente und den Blick auf den stets belebten Platz der Republik.

 

Den heutigen Tag ließen wir in Prag nicht ganz so alt werden, außerdem zogen wieder dunkle Wolken auf und es begann zu regnen, als wir die Straßenbahn-Haltestelle erreichten. Als hätten wir nicht genug gelaufen haben wir uns für einen Moment auch noch im Straßengewirr verlaufen. Ein netter Polizeibeamter führte uns wieder auf den rechten Weg.

Während der Heimfahrt wurden die Schauer heftiger und sie dauerten länger an. Nun machten wir es uns daheim gemütlich. Mittlerweile ist es 20:30, wir haben die Bilder bearbeitet, Christel schmökert und ich befasse mich noch mit dem Rest dieses Berichtes über den Ablauf des heutigen Tages. Unsere Englischen Nachbarn sind noch nicht wieder daheim.

Morgen soll es weiter gehen in Tschechien in Richtung Berlin. Lassen wir uns mal überraschen, was uns noch erwartet. Jedenfalls eines kann man sagen, die Fahrt nach Prag hat sich gelohnt. Wir haben schon viele Städte gesehen und auch bewundert aber ich glaube, diese schießt den Vogel ab.

 

27.09.

Wir fahren weiter, obwohl wir noch gut einen Tag in Prag hätten verbringen können, aber unsere Beine machen das heute nicht noch einmal mit. Wir verabschieden uns von der netten alten Dame in der Rezeption. Unsere „Lisa“ ist  mit dem nächsten Ziel gespeist worden.

Wir fahren über MLAD Boleslav – Jicin – durch das Bömische Paradies mit den Sandsteinen – Lomnice – Vrchlabi – nach Bucnic.

Zunächst führt uns Lisa vorbei, aber wir stellen schnell fest, dass sie mal wieder nicht so richtig funktioniert hat. Hier im Autocamp stehen wir zunächst mit noch einem Wohnmobil, welches uns aber am späteren Abend verlässt. Wir bleiben. Wir stehen in einem großen eingezäunten Areal, links und vor uns hat man recht viele Hütten aufgestellt, die alle auf ihre Besucher warten, aber dieses Jahr wird das nichts mehr. Die Reception ist geschlossen, was kümmert es uns, hier stehen wir gut.

Für nicht so sehr viel Kilometer haben wir viel Zeit benötigt. Wir hatten den Eindruck, dass „Lisa“ nur die kleinsten, engsten und zu all dem auch schon viele, viele Male ausgebesserte Straßen genommen hatte, die aber keineswegs eine glatte Teerschicht hatten und, was noch erschwerend hinzu kam, es waren immer noch oder schon wieder große und tiefe Löcher vorhanden, die nicht unbedingt die Freude am Fahren erhöhten.

Zuvor hatten wir ein anderes Auto-Camp angefahren, der Verwalter aber wollte 300 CZK von uns und das war uns für die gebotene Leistung zu viel Geld. Somit fuhren wir eben ca. 4 Km zurück und nahmen mit diesem Camp vorlieb.

Schon auf dem Wege zum Autocamp sahen wir im Abendlicht die Aldersbacher Felsen und wir nahmen uns vor, diese monströse Landschaft aufzusuchen.

Vielleicht noch eine kurze Erklärung zum „Bömischen Paradies“:

Das „Bömische Paradies“ ist eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft zwischen Turnov (Turnau), Mnichovo Hradiste (Münchengrätz) und Jicin (Jitschin). Prägend für die Landschaft am Mittellauf des Flusses Jizera (Iser) sind bemerkenswerte Felsformationen. So erhebt sich ostwärts vom Ort Mala Skala  am linken Ufer der Jizera der „Dürre Felsen“, ein riesiger Sandsteinkamm. Er beansprucht ein Terrain von fast 23 ha und ist als nationales Naturdenkmal eingestuft.

 

 

 

28.09.13

Wir verließen das Autocamp Bucnice zeitig, denn wir hatten heute viel vor. Gefrühstückt wurde auf dem Parkplatz vor dem Park, den wir aufsuchen wollten, bei strahlendem Sonnenschein. Die Dachhaube zeigte eine leichte Eisschicht und die Wiese, auf der wir gestanden hatten, wies weiße Flecke auf. Es hatte wohl Bodenfrost gegeben. Gott sei Dank hatten wir gestern noch unser Wasser im Boiler erhitzt und den Wagen durchgewärmt, somit zeigte das Thermometer heute Nacht nur 6 Grad plus an und das Ventil im Boiler blieb geschlossen.

Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg diese monströsen Felsen zu betrachten, von denen wir gestern schon einige gesehen hatte. Wir hatten uns auf einen gemütlichen Spaziergang vorbereitet. Während des Weges wurde es aber immer anstrengender. Zeitweilig ging es viele, zu viele Treppenstufen nach oben und eben später dann auch wieder nach unten. Gott sei Dank verloren sich die Insassen der 6 oder 8 Busse in diesem großen Gelände. Einzelnen Felsenmonstren hatte man Namen gegeben wie z. B. „Handschuh“, „Donnerfelsen“, „Liebespaar“ oder andere. Wir konnten es kaum fassen, dass diese teilweise weit über 70 m hohen Felsen nur hier in diesem besonderen Gebiet standen. Man kann sie im Einzelnen nicht erklären, dazu muss man die Bilder betrachtet haben.

Ich möchte noch einige Sätze aus den gesammelten Prospekten wiedergeben.

Adrspach/Adersbach

Die Adersbach-Wekelsdorfer Felsen bilden mit 20 km2 Ausdehnung die größte „Felsenstadt“ Böhmens. Schon Friedrich der Große rühmte sie: „Wer die Adersbacher Felsen nicht gesehen hat, der hat die Natur nicht in ihrer ganzen Größe, Pracht und schöpferischen Phantasie kennengelernt“ soll er gesagt haben.

Durch Wasser, Sonne, Frost und Wind entstanden im Laufe der Zeit bis zu 70 m hohe Sandsteinformationen, die in ihrem Aussehen bisweilen an mittelalterliche Befestigungsanlagen erinnern, so steht es in einem Prospekt zu lesen.

 

Es waren mindestens 2 Stunden, die wir in diesem Park wanderten. Dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Wir fuhren noch bis Zittau, einem kleinen Städtchen, das einen gut organisierten Platz für die Wohnmobilisten zur Verfügung gestellt haben. Der Platz bestand aus einer glatten Betonfläche und war eingezäunt, was mir nicht so gut gefiel. Ansonsten war alles vorhanden, was man benötigt.

              Die Strecke verlief von Adrspach über Trutnov, Vrschlabi, Tanwald und Lieberec nach Zittau.

Zum Schluß fuhren wir dann doch wieder recht schmale und nicht gerade glatte Straßen, aber es war nicht so schlimm wie am Vortag. Unterwegs trafen wir auf verlassene Fabriken, einzelne, seit vielen Jahren nicht mehr bewohnte Häuser. Z. T. hatte man den Eindruck, dass hier die Zeit vor ca. 60 Jahren stehen geblieben war. In einzelnen Ortschaften gingen Mütter mit Kinderwagen auf der Straße im Dorf spazieren, wenn uns ein Fahrzeug entgegen kam, dann mussten wir anhalten, weil nicht genügend Platz vorhanden war. Es gab im Ort aber nur diese eine Durchgangsstraße, rechts und links davon traf man nur auf unbefestigte Feldwege. Diese Eindrücke waren für uns neu und sie machten uns doch immer wieder ein wenig betroffen. Diesen Menschen aber fiel es ja gewiß nicht auf, denn sie waren ja hier daheim und sie kannten es vielleicht auch nicht anders.

So gelangten wir dann mit der Zeit wieder nach Deutschland.

 

29.09.

Auch heute kamen wir gut weg. Wie das so ist plauderten wir zunächst noch wieder mit unseren Nachbarn, als ich die Stromkabel einrollen wollte. Einer der Herren war hier geboren worden. Er wollte Mitte der Fünfziger Jahre über Eger in den Westen fliehen, es kam aber dann doch nicht dazu, weil er den Verlauf der Grenze nicht genau kannte. Er blieb somit in der damaligen DDR und wusste über viele Sehenswürdigkeiten zu berichten, was er auch lang und ausgiebig tat, leider wußten wir aber oftmals nicht über welches Gebiet er nun genau sprach. Da wir aber auch nicht vorhatten von unserer Route abzuweichen nahmen wir die Erklärungen hin, in Gedanken aber waren wir schon wieder unterwegs in Richtung Cottbus.

        Nachdem wir uns verabschiedet hatten nahmen wir Zittau unter die Räder. Wir wollten uns noch die Innenstadt anschauen, zumal wir von einem Restaurant gehört hatten mit dem Namen „Alter Sack“, hier wollte ich unbedingt ein Foto für Dieter machen, denn er und seine u. a. Frühschoppenfreunde hatten sich auch so benannt, nachdem sie 50 Jahre jung geworden waren. Wir machten ein paar Fotos in diesem sauberen und gemütlichen kleinen Städtchen, eben auch vom Gasthaus um dann diese Gegend zu verlassen.

Über Ostritz kamen wir nach Hagenwerder, wo wir schon wieder aufgehalten wurden. Wir hatten die Ortschaft noch nicht ganz erreicht, als mir ein riesiger Bagger ins Auge fiel, solch einen Bagger hatte ich noch nie gesehen und deswegen fuhr ich auf einen völlig mit Löchern versehenen Parkplatz. Bei dem Bagger handelte es sich um das Technische Denkmal „Bagger 1452“. Es war der Schaufelradbagger SRs 1200 Nr. 1452, der von seiner Inbetriebnahme 1970 bis zur Beendigung der bergmännischen Sanierungsleistung im Jahre 2000 im Tagebau Berzdorf eingesetzt war. Man baute damals Braunkohle ab und wohl auch durch die immer intensiver werdenden Umweltmaßnahmen wurde der Betrieb damals eingestellt. An der Kasse traf ich auf einen Herrn, der mir für 1,50 € Eintritt den Bagger haarklein erklärte. Ich staunte nur noch während seiner Schilderung, ich konnte kaum Fragen stellen, denn er war so begeistert von diesem „Gerät“ dass er kaum inne hielt. Ich muß ihm aber Recht geben, diese ganzen Wert und Maße über Eigengewicht, Abbaugeschwindigkeit, Wendekreis und Fahrgeschwindigkeit, um nur einige zu nennen, waren so haarsträubend hoch, dass auch ich immer mehr hören wollte.

Wir blieben noch einige Zeit in der Oberlausitz und besuchten auch noch den Berzdorfer See, denn der ist das Überbleibsel dieses Braunkohletageabbaus. Hier entsteht jetzt ein Touristen- und Feriengebiet mit gleichem Namen. Auch hier gibt es wieder eine Anekdote.

Wir näherten uns dem See bis auf ca. 200 m, als wir an eine Schranke kamen. Aus einem kleinen Häuschen trat ein netter Mann mittleren Alters. Es war der Kassierer, denn hier mussten wir schon unser Parkgebühr bezahlten um dann später am See parken zu können. Wir wollten aber ja nur einmal an den See fahren um einen Eindruck von dem Gebiet zu bekommen.

Er schaute zunächst auf unser Kennzeichen, daran haben wir uns hier schon gewöhnt, dass macht jeder so. Er trat ans rechte Fenster und wir fragten ihn, ob wir denn nicht nur mal kurz an den See fahren dürften ohne lange zu parken. Ich erzählte ihm auch von dem Baggermonstrum und dass man uns erzählt hätte, dass hier eben nun ein Feriengebiet entstünde. Er hörte sich alles in Ruhe an und erwiderte dann: „Da sie so schön in Hochdeutsch gesprochen haben lasse ich sie mal für einen Moment durchfahren!“ Ich war völlig überrascht, wir schmunzelten nun alle und er gab den Weg frei. Wir blieben auch wirklich nicht lange und waren schon innerhalb einer viertel Stunde wieder raus. Er rief uns noch sehr freundlich „tschüssing“ zu, als ich die Scheibe runter drehte um mich zu verabschieden. Ja, die Menschen sind alle hier sehr freundlich und zuvorkommend.

In Görlitz tranken wir unseren Cappuccino und verzichteten auf den Besuch der Innenstadt per pedes. Wir hatten schon vom Fahrzeug alles gesehen, weil wir bei der Parkplatzsuche schon mehrfach durch diesen Teil der Stadt gefahren waren.

             Also setzten wir nachher gestärkt unsere Fahr fort, die dann eben in Döbern auf dem Stellplatz endete für den heutigen Tag, jedenfalls.

Hier kam später eine Dame zu uns an den Wagen um zu kassieren, auch sie hielt sich eine Weile bei uns auf und erzählte und scherzte, dass es eine Freude war sich mit ihr zu unterhalten. Es handelt sich bei diesem Platz um ein Privat-Grundstück, welches man für ca. 10 Wohnmobile sehr schön und praktisch eingerichtet hat. Es fehlt an nichts und die Organisation ist perfekt. Wir bekommen morgen in der Früh Brötchen geliefert zu einem akzeptablen Preis, wir haben es gut getroffen.

                     Am frühen Abend, vor dem Abendessen, bummelten wir einmal durchs Dorf, welches sich von den anderen erwähnten kaum unterscheidet. Wir besuchten die Kirche aus dem 15. Jh., der Turm steht schon etwas schieb, weil es sich bei diesem Gebiet um eine Art Moorgebiet handelt und der Untergrund soll sehr weich sein. Leider war die Kirche verschlossen, es wäre interessant gewesen sie von innen zu besichtigen.

Mittlerweile ist es nach 22:00. Vera hat uns eine SMS geschrieben, sie befinden sich mittlerweile in Nordhausen, ca. 280 Km von Berlin entfernt. Es wird vielleicht noch 2 Tage dauern, bis wir uns treffen.

Damit schließen wir für heute auch diesen Tag ab. Wir haben übrigens wunderbares Wetter, die Sonne scheint den ganzen Tag, allerdings wäre es sonst auch schon ungemütlich kalt.

 

30.09.

Wir fuhren von Döbern über Cottbus – Lübbenau – Lübben – Baruth – Wünseldorf und Zossen nach Berlin. Riesige Äcker und Weiden wechselten sich ab mit Wäldern. Das Laub beginnt sich langsam zu verfärben. Als wir uns Berlin näherten entschlossen wir uns auf die Autobahn zu fahren. Hier wurde es dann allerdings erst recht hektisch. Der Gegenverkehr stand und auch bei uns wurde es immer zähflüssiger bis auch wir zum Stehen kamen, was allerdings nicht zu lange dauerte. Zum Beginn genehmigten wir uns an der nahen Würstchenbude eine Currywurst und Christel bekam, weil sie auf der Autobahn so gelitten hatte, noch gut Pommes dazu.

Den Abend verbrachten wir daheim.

 

 

01.10.

Berlin Spandau.

Es ist 10:20, wir haben 16,3 Grad innen. Die Heizung läuft seit in der Früh. Langsam kommt die Sonne über die Hochhäuser und die hohen Pappeln hinweg. Der erste Tag auf dieser Fahrt in Berlin. Wir wurden gestern an der Rezeption super freundlich empfangen, so, als gehörten wir schon dazu.

Ich werde jetzt einige Bilder auf den USB-Stick bringen, denn wir wollen anschließend nach Spandau und da möchte ich einige Bilder entwickeln.

           Am Mittag kamen dann zu unserer Überraschung Vera und Schlumpf hier an. Wir hatten heute noch nicht mir ihnen gerechnet. Nach dem Kaffee ging es dann mit dem M45 nach Spandau, es dauerte nur knapp 15 Minuten, trotzdem war es eine Höllenfahrt. Der Bus ächzte und krächzte in den Kurven, was den Fahrer aber nicht zu stören schien. Wer sich hier nicht festhielt wäre unweigerlich umgefallen. Auf der Rückfahrt konnte man nicht umfallen, denn es standen zu viele Menschen im Bus.

 

02.10.

Strahlender Sonnenschein. Christel ist früh auf. Ich schäle mich auch schon um 09:15 aus den nicht vorhandenen Federn. Es geht mir nicht gut, es gibt zu viel unerledigte Angelegenheiten, die in Haar auf mich warten. Ein Brief vom ADAC müsste unbedingt beantwortet werden, der in Haar angekommen ist. Ein langer Tag liegt vor mir. Während des Nachmittags kamen immer mehr Hobby-Fahrzeuge angefahren. Wir wurden gleich integriert und saßen dann plötzlich mitten unter ihnen. Es wurden die verschiedensten Getränke gereicht. Thorsten und ich fuhren mit dem Organisator in die Stadt Spandau und kauften noch einiges ein.

 Es wurde allerdings heute nicht gegrillt, wie irrtümlich zuvor behauptet worden war. Dafür saßen wir den ganzen Abend gemütlich bei einander und plauderten über ditjes und datjes.

 

03.10.

Heute ist der erste offizielle Tag benannt als „Anreisetag“, allerdings sind ca. 90 % der Gäste schon da.

Um 09:00 war die Nacht um, ich war halbwegs ausgeschlafen. Ich machte hier und da einige Bilder, man sprach kurz mit dem ein oder anderen, wie das an so Tagen so ist.

Wir sitzen in der Sonne, hin und wieder haben wir „Eisbein“, aber gelobt sei, was hart macht. Am späteren Nachmittag trinken wir hin und wieder etwas um auch die innerliche Wärme zu erhalten. Die Stimmung ist nicht immer sehr gut zwischen den Organisatoren und der Reception, es gibt immer wieder Unstimmigkeiten. Die Vorbereitungen waren wohl nicht ausreichend, aber die beiden Berliner Jungs machen das auch zum ersten Mal und da vergisst man schon mal das ein- oder andere in der Vorbesprechung. Die Rezeption verhält sich nur professionell und nicht unbedingt menschlich, eben so, wie sich die Deutschen oftmals verhalten. Man benutze seine Ellenbogen und wer da steht wird umgestoßen.

Um 16:00 ist die Begrüßung im geheizten Zelt und danach wird das kalte aber sehr reichhaltige Büfett eröffnet. Bänke und Tische sind nicht genügend vorhanden, aber jeder hat ja so etwas an Bord. Wir verabschieden uns an diesem Abend etwas eher, denn es ist kalt und mal ein wenig Ruhe tut auch gut. Ich kann meine Bilder bearbeiten und auch sonst ein wenig pausieren.

 

04.10.13

Der zweite offizielle Tag bei den „Hobby-Freunden“ und der  4. Tag hier auf dem Platz.

Heute ist ein ruhiger Tag in Berlin-Spandau. Die Hobby-Freunde sind mit dem Bus nach Spandau gefahren um dann auf den Gewässern Berlins zu schippern. Ich fahre mit dem Roller 2x zum Einkaufen. Leider benötige ich immer nur ca. 15 Minuten bis zu den Geschäften und 30 Minuten zum Einkaufen, das Verhältnis stimmt nicht. Die Sonne scheint, aber der Wind ist kalt und das schon seit Tagen.

Ich erledige die Angelegenheit mit dem ADAC und bin wieder guter Hoffnung. Die Dame am Telefon war sehr freundlich und versprach uns zu helfen, sie bat allerdings um etwas Geduld, die konnten wir ihr gewähren.

Die Welt sieht also noch nicht rosig aus aber immerhin nicht mehr so düster und dunkel wie die Tage zuvor.

 

05.10.

Der letzte Tag in Berlin.

Wir machen eine wunderbare Fahrt mit dem Bus nach und durch Berlin. Die Reisebegleiterin - Petra - kennt sich, als gebürtige Berlinerin, hervorragend aus und weiß Ihre Kenntnisse auch zu vermitteln. Andreas, der Busfahrer und Organisator und Frank, sein Begleiter im Leben und auch hier bei der Busfahrt, geben sich die größte Mühe und diesen drei Menschen ist es zu verdanken, dass die Fahrt durch Berlin ein Highlight wird. Es kommt keine Langeweile auf und es bleibt interessant und wissenswert bis zum Schluß. Erschrocken und auch ein wenig ungehalten sind wir über die „Gemälde“ auf der Eastside-Gallery, sie sind beinahe alle beschmiert und sinnlos bespritzt mit Farbe, das war bei unserem letzten Besuch noch nicht der Fall.   

          Unterwegs werden Getränke gereicht und während eines Stopps schaffen sie es mit einigen Helferinnen sogar Schmalzbrote anzubieten, die reißenden Absatz finden. Auch der Kaffee am Nachmittag ist gesichert und Sweeties fehlen auch nicht. Ein wunderschöner Tag.

Am Abend können sich Interessenten, und das sind beinahe alle, die von einigen von uns geschossenen Fotos anschauen.

 

06.10.

Wir fahren nach Werder.

Wir packten, nach der Verabschiedung, zu der ich zu spät kam, half ich noch bei den netten Menschen das Zelt einpacken. Es war eine sehr freundliche Verabschiedung, bei einigen Personen tat es mir richtig leid, daß wir auseinander gingen, aber die Party war vorbei und so ist es nun einmal. Einige sagten: „Bis zum nächsten Mal“ oder „Ihr dürft gerne immer wieder dabei sein!“ Wir wurden auch gefragt, wann wir uns denn nun einen „Hobby 600“ kaufen.

Gegen 11:00 fuhren wir los.

Zwischendurch regnet es, aber die etwas mehr als 35 zurück gelegten Kilometer, sind bald vorüber. Auch jetzt wird mir noch nicht klar, dass uns nur wenige Tage bleiben bis auch diese Fahrt ein Ende hat.

Nach Ankunft legte ich mich ein wenig hin, ich war traurig, daß wir Berlin verlassen haben, obwohl ich es nicht vermisse; auf der anderen Seite werden die Tage, die wir unterwegs sind, immer weniger. Plötzlich kommen mir dann doch diese Gedanken, gegen die ich nicht ankämpfen kann. Also macht sich in mir wieder eine gewisse Leere breit. Das geht mir immer so, wenn ich mit etwas nicht fertig werde und ich weiß aber genau, daß ich nichts gegen diese Tatsache tun kann.

Jetzt ist es 15:05, ich habe einige Geräte angehängt zum Laden. Quicky war drüben und hat sich dort die Zeit vertrieben. Gegen 17:00 hatten sich dann Vera und Thorsten entschieden morgen nach Peenemünde zu fahren. Gesprochen hatten wir über dieses Ziel schon einmal.

 

 

07.10.

Es geht von Werder/Havel nach Peenemünde.

Wir verließen Werder nachdem wir gefrühstückt hatten. Leider war der ein oder andere Stellplatz unterwegs schon geschlossen und die, die noch geöffnet hatten, waren teilweise mehr als voll. Das ist ein Manko in dieser Jahreszeit, wenn man in Bereichen reist, die noch frequentiert sind.

Somit landeten wir ohne eine Zwischenlandung direkt in Peenemünde am Museum hinter der V1. Ich hatte von unterwegs noch angerufen und man hatte mir mitgeteilt, daß wir kommen dürften, es seien noch Plätze frei. Wir fanden den Platz neben einem uralten Segelschiff auf Anhieb und er gefiel uns allen recht gut. Es war noch einiges im Bau, aber wir waren uns einig, wenn der mal fertig ist, dann gehört er zu den Plätzen, die gerne angefahren werden.

Der Seelenschoner der Vorzeit machte auf uns einen interessanten Eindruck. An Deck konnte man im Sommer gemütlich sitzen. Unter Deck hatte man die Einrichtung so gestaltet, daß man hier sogar übernachten konnte. Mann konnte sogar das Bettzeug in der Koje ausmachen bei einem Blick durchs eines der Bullaugen.

 

8.10.

Peenemünde Neubrandenburg, aber das wußten wir in der Früh noch nicht.

Nach dem Frühstück, Zigarette, Kaffee und Energy-Drink bestiegen die beiden den  Roller und fuhren zum Museum.

Erst gegen 14:00 kamen sie zurück. Auf unsere Frage ob sie denn bleiben wollten oder noch eine Strecke fahren wollten, folgte eine lange Pause. Dann entschlossen sie sich doch noch für eine Weiterfahrt.

Wir landeten nach 115 Km auf einem Stellplatz in Neubrandenburg. Der Stellplatz war durchaus akzeptabel. Thorsten, Vera und Christel machten einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen See. Als sie zurück kamen machte Vera den Vorschlag noch auf einen Absacker in die eben entdeckte Seemannskneipe zu gehen. Dieses wurde von allen akzeptiert und wir verbrachten noch eine Stunde in der erwähnten Gastwirtschaft. Hier bestellten wir jeder ein Getränk und hatten nach dem Verzehr durchaus unsere Ruhe. Als wir uns dann durchgerungen hatten noch ein „Bier für die Straße“ zu trinken teilte uns die wohlbeleibte Bedienung mit, daß sie nach den Aufräumarbeiten schließe, nach alter Sitte gab es somit nichts mehr. Man erinnere sich, wir waren in Neubrandenburg.

 

 

09.10.

Neubrandenburg – Coswig

Vera und Thorsten wollten wohl noch einen Tag mit uns fahren, wir haben uns sehr darüber gefreut. Das Ziel heute sollte Coswig an der Elbe sein, die zwei hatten hier schon auf dem Weg nach Berlin eine Nacht gestanden.

Unterwegs war es recht nebelig und wir konnten von der Landschaft nicht viel sehen, aus dem Nebel ergab sich dann dieser feine Nieselregen oder auch Mist.

Wir fanden einen schönen Platz an der Elbe mit Blick auf diesen gar nicht so langsam dahin fließenden Strom. Das Wetter meinte es sogar so gut, daß wir noch draußen sitzen konnten.

Am Abend kamen beide dann noch auf einen Federweißen vorbei, es war wieder einmal der letzte Abend für uns Vier Zusammen. Was ich noch nicht wußte, es war sogar der letzte Abend unterwegs in unserem Wohnmobil. Wieder kamen mir die Gedanken, daß ich die Zeit hätte mehr genießen müssen, wieder habe ich es nicht getan.

Später entschlossen wir uns die Fahrt wirklich zu beenden, nun war es ausgesprochen, was ich erwartet hatte. Daran denken ist das eine, es allerdings beschließen ist das andere.

Als es dunkel wurde schaute ich noch einmal auf den Fluß, er floß weiter in Richtung Meer, wir würden morgen nach Bünde fahren. Vom Meer haben wir auf dieser Fahrt so gut wie nichts gehabt, eigentlich das ganze Jahr nicht, mir kommt es jedenfalls so vor. Ich hatte Sehnsucht, Sehnsucht nach dem Meer, nach der frischen Briese und dem Geruch nach Tang und Salzwasser. Lange werde ich dieses Glücksgefühl nicht mehr haben, wenn wir je noch einmal ans Meer kommen.

 

10.10.

Coswig – Bünde.

Es ist naß draußen, es regnet. Wir verabschieden uns von Vera und Thorsten. Sie fahren nach Süden und wir nach Westen oder für die Pedanten WSW. War es eine glückliche, eine erlebenswerte vielleicht die letzte Fahrt für immer?

 

11.10.

Bünde –Hiddenhausen – Borgentreich.

Einige Tage bleiben mir nun noch in Borgentreich, bevor wir wieder nach Haar fahren.

 

 

12.10. Borgentreich (Samstag)

Heute war ein ereignisreicher Tag, denn wir hatten uns vorgenommen am Nachmittag die Familie Kremper aufzusuchen, die uns u. U. eine Mietwohnung anbieten würden. Es wurde 16:30 Uhr bis wir zu ihnen gingen. Es war eine sehr freundliche Begrüßung und wenn es Eis gegeben hätte, dann wäre das sofort gebrochen, nachdem wir es betreten hätten. Wir wurden in ihr Wohnzimmer gebeten, die Räumlichkeiten gefielen mir auf Anhieb und die Freundlichkeit dieser beiden Menschen machte es uns sehr einfach. Nach einigen gewechselten Worten durften wir uns die Wohnung im 1. Obergeschoß anschauen.

Die Wohnung gefiel mir auf Anhieb, schon bedingt durch die Tatsache, dass Wohn- und Esszimmer nebeneinander liegen mit nur jeweils einer kleinen Andeutung der Trennung durch ein kurzes Wandstück rechts und links.

Die Küche war klein, aber mit ein wenig gutem Willen würde es meiner Ansicht nach reichen, ob Christel diese Meinung vertreten würde, das entzieht sich meiner Kenntnis. Bedingt durch die Tatsache, dass diese Wohnung in Borgentreich anzumieten ist, wird sie wahrscheinlich immer argumentieren, dass diese Küche einfach zu klein ist. Das ist ihr gutes Recht, denn sie hält sich dort die meiste Zeit auf und nicht ich. Auch die anderen Zimmer waren hervorragend und groß. Für den Mietpreis würde man dort gut wohnen können. Er entspräche meinen Vorstellungen und er dürfte auch Christel ihren Vorstellungen entsprechen.

           Wir verbrachten beinahe 3 gemütliche Stunden miteinander und auch diese Tatsache spricht dafür hier einzuziehen. Wir versprachen wieder vorbei zu schauen, selbst wenn wir diese Wohnung nicht mieten würden. Auch ich hatte ein kleines Manko bei dieser Angelegenheit, denn ich könnte das Büro nicht unterbringen, was mir sehr am Herzen liegt; auf der anderen Seite könnte man vielleicht ein paar Quadratmeter in einem der Zimmer darüber anmieten, wo ich das Büro einrichten könnte.

Gegen 20:00 gingen wir zurück, über die Wohnung sprachen wir so gut wie nicht mehr. Das war immer so, wenn Christel nicht umziehen wollte. Die Gründe liegen ja auch nicht nur an der Wohnung, sie liegen tiefer.

 

 

13.10. Borgentreich

Lange dachte ich über unseren Besuch bei Familie Kremper nach ohne Christel Fragen zu stellen oder dieses Thema überhaupt anzuschneiden.

Es war Sonntag, Dieter war zum Frühschoppen und wir aßen erst um 12:30, was uns ja nun nichts ausmacht.

 

 

 

 

14.10. Borgentreich

Am Nachmittag wuschen wir unser Mobil oberflächlich in Warburg und besuchten Knocks Motors GmbH & Co. KG um uns einen Kostenvoranschlag geben zu lassen für die Reparatur des Hecks unten am Wohnmobil.

Immer, wenn es nichts zu bedenken gab, dachte ich an die Wohnung. Allerdings machte ich mir keine Hoffnungen, dass wir diese Wohnung anmieten würden, zumal auch Christel nicht weiter über den Besuch sprach, außer, dass es auch ihr bei diesen netten Menschen gefallen hat.

Manchmal kam auch ein gewisses Angstgefühl in mir auf, es war eigenartig, das hatte ich noch nie bekommen, wenn es um das Thema „Umzug nach Borgentreich“ ging. Nun dachte ich plötzlich darüber nach, dass wir dann unsere Söhne mit Christine und Vera und unsere beiden, Sally und Vanessa, u. U. für mehrere Monate nicht mehr sähen. Weiter dachte ich nicht, das Ghetto mit den Hochhäusern und die, die dort seit langem mit uns wohnten, spielten in diesen Gedanken keine Rolle, aber die 6 Personen, die mir am Herzen lagen. Eigentlich dachte ich sogar an 7 Personen, denn Christel spielte in diesem Kreise eine große Rolle. Wie würde sie sich verhalten? Nun, ich weiß es; und diesen Abschied für u. U. Monate, den möchte ich nicht miterleben. Ihr würde es wahrscheinlich in Borgentreich das Herz brechen. Das wiederum durfte und wollte ich nicht. Was sollen wir also tun?

                       Wir können uns die hohe und steigende Miete nicht leisten im Raum München. Wir können nicht das Wohnmobil behalten. Sollen wir es verkaufen um uns damit noch einige wenige Jahre in Haar zu erkaufen?! Vielleicht sind es ja nur noch wenige, ganz wenig Jahre, das könnten wir schaffen mit dem Verkauf des Wohnmobils. Dann könnte Christel in Haar leben und ich würde es schon schaffen, denn ich habe ja sie und wir haben unsere Söhne mit allen dazugehörigen Personen.

                       Ich fragte mich sogar, was würden Sally und Vanessa sagen. Sie würden es wahrscheinlich am ehesten verdauen, denn sie beginnen ja erst zu leben und ihre Interessen liegen ja nun wirklich mehr anderweitig als bei Oma und Opa. Sie haben vielleicht später sogar selbst das Problem der Entscheidung über „Bleiben“ oder „Gehen“. Dann verstehen sie uns vielleicht sogar besser und können sich besser in diesen Konflikt reindenken.

                       So verbrachte ich diesen Tag, ich kann nur hoffen, dass man mir meine Gedanken nicht anmerkte. Ich habe ja keine Probleme, meinen die meisten Menschen, mit denen ich zu tun habe. Ich denke nur zu negativ, vielleicht kann mir ja mal jemand sagen, wie man bei diesen Gedanken noch positiv denken kann. Wenn unsere Ersparnisse verbraucht sind, dann befinden wir uns in einem Gewässer mit einer Vielzahl von Kolken, dann geht es nach unten bis auf den Grund ohne jede Möglichkeit der Aufwärtsbewegung.

Vielleicht finden wir beiden eine gemeinsame Lösung um die letzte Phase unseres Lebens noch zu genießen, das ist doch mal eine positive Denkungsweise, denke ich.

Damit schließe ich diesen Tag ab in der Hoffnung, dass ich mit diesem Positivum die Nacht hinter mich bringen kann. Der nächste Tag ist noch lange nicht im Anbruch.

Habe ich nicht vorhin schon einmal gesagt: „Der Alltag hat uns wieder im Griff“! Jetzt ist der Beweis erbracht, er ist wieder momentan, der Alltag.

 

15.10.  – 17.19. Borgentreich.

Ich fühle mich die ganzen Tage unwohl. Gern wäre ich noch nach Warburg gefahren, dieses Mal war ich überhaupt nicht dort. Dafür finde ich aber kein Verständnis. Ich bin unbeweglich mangels eines „normalen“ Fahrzeuges. Mit dem Pkw bin ich schon mal für eine knappe Stunde weggefahren. Mit dem Fiat bedürfte das vieler Erklärungen, die man nicht verstände. Ich versuche mich also zu beschäftigen, ich bearbeite Bilder und schreibe an diesem Bericht. An die Wohnung denke ich nur selten, habe ich sie schon abgeschrieben weil ich zu wissen glaube, daß es ja sowieso nichts wird?

 

18.10.

Borgentreich – Haar

Für den heutigen Tag ist die Rückfahrt nach Haar geplant. Ich habe den Eindruck, dass wir auf dieser kurzen Fahrt länger unterwegs waren als auf unserer diesjährigen Schwedenreise.

Als wir von der Schwedenreise nach Haar kamen habe ich gar nicht so recht daran gedacht, dass nun alles zu Ende sein kann. Auf der anderen Seite hatten wir ja noch eine Fahrt nach Prag und über Berlin vor, die wir dann ja auch begannen.

 

Nun ist auch die diesjährige Reisezeit zu Ende, es war alles nicht so prickelnd wie z. B. das letzte Jahr. Wir hatten keine großen Erlebnisse in Schweden und auch sonst nicht. Wir hätten alles mehr genießen sollen, komisch, das kann man aber wohl nicht steuern. Wenn alles vorüber ist, dann kommt man sich vor, als hätte man sich etwas gewünscht aber man hat nicht das bekommen, was man sich gewünscht hat. Man ist nicht wunschlos glücklich, es bleibt etwas Unerfülltes lebendig, was nicht mehr erfüllt werden kann.

Ob das am Ende eines Lebens auch so sein kann? Ich frage mich schon jetzt manchmal, wenn Du jetzt nicht mehr reisen kannst, war das dann alles? Kommt da nichts mehr? War das das Leben? Ich glaube es könnte so sein.

 

 

 

 

        Die große Tragik des Lebens liegt nicht darin, dass die Menschen sterben sondern darin, dass sie aufhören zu leben.

                                                        Ich glaube, es könnte jetzt dann so sein!

 

 

Auf der anderen Seite heißt es aber:

         Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht in unseren Gedanken.

         Mit unseren Gedanken machen wir die Welt!