Unsere Reise nach Nordkapp
Vorwort

Im Jahre 1993 sprachen wir zum wiederholten Male vom
Nordkapp. Der auslösende Faktor war dann die Fam. Madel, auch sie hegten den
Wunsch zum beinahe nördlichsten Punkt Europas zu fahren. Wir, d. h. Quicky
und ich begannen zu planen. Eine Tätigkeit, die mir seit eh und je unbandig
Freude bereitet hat und dies ist auch immer noch die Tätigkeit, in der ich
aufgehe. Fam. Madel hatten wohl vor sich uns anzuschließen, aber Erika bekam
nur 14 Tage Urlaub und das war mir zu wenig, nicht dass man es nicht hätte
schaffen können, aber darum ging es uns nicht.
Am
07.01.94, wir weilten gerade in Borgentreich in der Warburger Börde, kümmerten
wir uns intensiv um die Mietung eines Wohnmobils, da wir einfach mal die
Preise hier "oben“ mit den Preisen in Bayern („unten“) vergleichen
wollten. Dabei trafen wir auch auf Herrn Gante, der uns ein sehr gutes Angebot
machte, so meinten wir jedenfalls, er sprach von DM 125,-- pro Tag ohne
Kilometerbegrenzung. Es sollten weiterhin keine weiteren Beträge anfallen wie
z. B. Gas oder Endreinigung bei Abgabe.
Er bot uns ein Ford-Mobil von Elnagh an, hinten mit Zwillingsbereifung, 2,5
Liter Hubraum und 100 PS. Auch später auf der Messe in München bekamen wir
kein besseres Angebot. Wir buchten also noch im Februar. Mir fiel ein Stein
vom Herzen, das Fahrzeug war gebucht, jetzt sollte es denn wohl wahr werden.
Der
nächste Punkt waren die Fähren. Nach langem Überlegen entschieden wir uns für
die Stena-Line, mit der wir schon einmal Norwegen, nämlich die Fjorde,
besucht hatten. Wir buchten von Frederikshaven - Göteborg. Auch diese Buchung
nahmen wir sehr früh vor und bekamen dadurch auch Rabatt, wie schon beim
Wohnmobil. Die Buchung wurde für den 16.06.94 für 12:30 vorgenommen. Dieses
war sowieso der letzte Termin für die Vorsaison, es spielte keine Rolle, dass
der Rückreisetermin in der Hauptsaison lag. Für 09:00 war leider alles
ausgebucht, die Zeit wäre uns lieber gewesen. Nun schien ein langersehnter
Wunsch in Erfüllung zu gehen. Noch immer glaubte ich es nicht so ganz.
13-06-1994
Wir
hatten alles Notwendige gepackt, was lt. unserer Liste eben für uns notwendig
erschien. Da das Wohnmobil ja in der Nähe von Borgentreich stand, und das
waren immerhin 500 Km, mussten wir alles zunächst in Thorsten seinen Audi
packen, der auch nicht gerade klein war. Dieses Fahrzeug lag ganz schön in
den Federn, aber er schaffte die Strecke problemlos, wir mussten unterwegs
nicht einmal tanken. Somit fuhren wir in Breuna ab zum Gante, denn er hatte ja
„unser“ Wohnmobil. Ich war bester Dinge, nur Quicky war skeptisch, ohne
dass sie es hätte begründen können. Ich glaubte immer noch, wenn etwas
abgesprochen und vertraglich geregelt ist, dann geht das auch so in Ordnung;
dieses glaubte ich, obwohl auch ich schon einige Male etwas anderes erlebt
hatte.
Freudig
zeigte uns einer seiner Angestellten das Wohnmobil, welches wir gemietet
hatten, so meinte er. Dieses Wohnmobil hatte Stockbetten, unser angemietetes
hatte allerdings keine und ich wollte nicht 4 Wochen im Bett über meiner Frau
schlafen – im Bett unter ihr schon gar nicht - . Quicky spannte die
Situation noch Sekunden eher als ich und lehnte sofort ab. Dieses war
unbedingt richtig. Der Angestellte nahm dies zu Kenntnis und sagte sofort:
„Dann nehmen Sie eben dieses“ und er deutete auf eines, welches so aussah
wie wir es gemietet hatten. Ich dachte bei mir, warum nicht gleich so?? Hier
steckte allerdings in dem vorderen Fenster vom Alkoven noch eine Matratze, von
dem Fenster war nichts zu sehen. Ich bekam den 2 Schock an diesem Tag und
jetzt auch einen roten Kopf, meine Füße mussten blutleer sein. Man versprach
uns, dass wir das Fahrzeug komplett mit Fenster und ohne Matratze am 14-06-94
holen könnten im perfekten Zustand. Ich war wieder begeistert, meine Füße
folgten wieder meinem Willen und der Druck im Kopf hatte nachgelassen.
Also
setzten wir unsere Fahrt nach Borgentreich fort nicht ohne noch lange über
dieses Chaos zu reden. Mir wollte es einfach nicht in den Kopf, dass man so
etwas erleben kann, wenn vorher alles perfekt abgesprochen worden ist. Wir
verzehrten in Warburg noch eine Bratwurst und kamen dann guter Dinge in
Borgentreich an.
14.VI.
Der
Tag verlief ruhig, allerdings standen wir unter einer gewissen Spannung.
Klappt das mit dem Wohnmobil. Auch ich glaubte jetzt nicht mehr an Perfektion
bei Herrn Gante. Wir fuhren früh los und kauften in Warburg noch ein, somit
waren wir um 15:45 in Breuna. Als Zeitpunkt war uns genannt worden 17:00. Wir
wollten ja gerne warten. Das Fenster war eingebaut, die Matratze war raus, das
Wohnmobil war geputzt, wir waren begeistert. Es folgte die obligatorische
Einweisung und die Überprüfung des Allgemeinzustandes, dann saß ich im
Cockpit und startete das Triebwerk. Es surrte monoton, die Drehzahl war o. k.,
wir mussten tanken, Öldruck normal. Die Welt hätte nicht schöner sein können.
Wir entlasteten den Audi ein wenig und dann ging es los. Wir fuhren los,
80
Km/h, wir beschleunigten auf 110 Km/h, alles wunderbar. Ich hätte jubilieren
können, aber ich tat es vorsorglich doch nicht.
Im
Hauptlager wurde umgepackt, drei Kleiderschränke, viel Schubladen, wir
bekamen alles unter. Um 20:30 schlossen wir ihn ab, um 08:00 am nächsten Tag
war der Start vorgesehen. Ich hatte mir vorgenommen früh zu Bett zu gehen,
das hätte ich besser nicht tun sollen.
Um
21:45 klingelte das Telefon. Herr Gante !
„Herr
Bergmeier, ich benötige zum 25.06. das Wohnmobil, es ist verkauft“!?
Schweigen
auf beiden Seiten, dazu fiel mir nichts ein. „Herr Bergmeier, wo werden Sie
am 23. oder 24.06. sein? Ich komme dann, wo immer Sie sein werden und bringe
Ihnen ein anderes Fahrzeug“. Was glaubte Herr Gante wohl, wie viel Kilometer
ich vom 15. bis 25. zurück legen würde. Dieses fragte ich in aber nicht. Ich
wünschte mir ich wäre nicht ans Telefon gegangen. Ich war weiterhin
sprachlos und wollte es auch zunächst bleiben. Ich wusste nicht genau wo wir
am 23. oder am 24. sein würden und bat ihn zurück rufen zu dürfen. Hiermit
war er einverstanden. Es begannen Diskussionen mit meiner Frau und mit meiner
Schwiegermutter. Es folgten weitere Telefonate mit Herrn Gante. Wir wollten am
23.06. in Höhe Rovaniemi am Polarkreis sein. Sollten wir ihm das zumuten. Er
würde mit Sicherheit nicht bis dort „oben hin“ kommen. Sollten wir dann
von unserem Wohnmobil in ein anderes umräumen. Wenn er diese Fahrt machte,
dann hätte er nicht mehr viel Verdienst an der Vermietung, das war aber
eigentlich nicht unser Problem. Er bot uns immer wieder den „King“ mit den
Stockbetten an, den er ja schon am 13.06. für uns hergerichtet hatte. Um
23:00 willigte ich schließlich in Absprache mit meiner Frau ein mit der
Voraussetzung, er musste das Wohnmobil nach Borgentreich bringen und dann
konnte er das von uns erhaltene wieder mit nach Hause nehmen. Außerdem wollte
ich einen Nachlaß von DM 750,-- von dem bereits bezahlten Geld. Wir bekamen
den „King“ mit 700,-- DM Nachlaß allerdings erst um 02:00. Als wir alles
umgepackt hatten war es 03:00. Abfahrt um 08:00 war ja wohl nichts mehr.
15.06.
Jetzt geht es richtig los gen Nordkapp
Nach
dem Frühstück füllten wir Frischwasser auf und stellten die vorhandenen Mängel
und Beschädigungen fest, die wir schriftlich fixierten. Ich teilte Herrn
Gante diese Entdeckungen noch mit. Er war mittlerweile sehr reserviert und gar
nicht mehr freundlich. Er forderte von mir, dass ich ihm diese Mängel
schriftlich mitteilte, also das auch noch.
Ich schrieb ihm einen kurzen Brief und behielt die Kopie.
Dann
ging es los. In Brakel füllten wir den Tank mit Diesel wieder auf, denn wir
hatten in Borgentreich schon mal vorab 10 Liter getankt, denn der Wagen wurde
uns gebracht mit dem letzten Fingerhut Sprit im Tank. Wir kauften noch einige
Kleinigkeiten, die uns einfielen. Nun waren wir unterwegs. Der Ärger war
vergessen, es ging immer gen Norden. Es war mir noch gar nicht so richtig
bewusst. Wir fuhren zum Nordkapp. Es ging gut voran. Wir fuhren auf der
Landstraße bis Rinteln, später ging es durch die Heide und 4,5 Km vor dem
Elbtunnel kam es zu einer Zwangspause – für alle anderen 350 Fahrzeuge aber
auch. Als wir durch den Tunnel waren, gab es keine Probleme mehr. Kurz nach
Flensburg, der Grenzbeamte lag, gestützt auf seine Ellenbogen, im Fenster und
erwiderte freundlich unseren Gruß.
Wir
waren in Dänemark und wurden so naß empfangen wie es eben nur ging. Nichts
konnte uns bremsen, den Scheibenwischer schalteten wir auf Stufe II und das
Getriebe in den IV Gang zurück. Nach einiger Zeit fuhren wir aber wieder auf
trockener Straße, es kam sogar die Sonne durch als ob sie uns sagen wollte:
„Fahrt nur weiter, es wird schon“. Es machte Spaß, der Verkehr hatte
nachgelassen, wir waren nie mehr als mit 2 oder 3 Fahrzeugen. Eine für uns unübersehbare
Weite empfing uns. Einzelne Häuser waren mit hohem Buschwerk oder Bäumen
umgeben und waren daher auch schlecht auszumachen, sie sahen aus wie Halligen
in einem grasgrünen Meer. Neben fast jedem Haus stak ein Fahnenmast mit einem
schmalen Fähnchen an der Spitze. Es war eine abwechslungsreiche Fahrt. In
Arhus hatten wir 636 Km hinter uns gebracht, es war 22:00. Hier fanden wir
einen Campingplatz, es ging direkt von der Straße ab in die Botanik. Wir fühlten
uns sofort wohl hier. Nach einem kleinen Spaziergang bestiegen wir unseren
King und gingen zu Bett.
16.06.
Um 07:00 waren wir beide wach. Wir hatten nicht in den Stockbetten geschlafen
sondern hatten die Sitzgruppe umgebaut zu einem Bett. Aus Ermangelung an Münzen
verzichteten wir aufs Duschen. Warum auch duschen? Musik in den Waschräumen
und auf den Toiletten, vielleicht war Klassik nicht unbedingt die passende
Musik in der Früh. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es in Richtung
Fr.-havn.
Wir
bezahlten 84 DKR = 22,43 DM und verließen um 08:30 diesen Campingplatz um zur
Fähre zu gelangen. Um 10:30 sahen wir die Leuchtschrift „STENA-LINE“. Wir
stellten den „KING“ ab, denn wir hatten noch Zeit und schlenderten durch
das Hafengelände in Erwartung des Übersetzens mit der Fähre. Die Stimmung
war auf Fernweh und wir waren mittendrin. Um 12:15 dann starteten wir unser
Triebwerk wieder und krochen von hinten in diesen riesigen Leib der Fähre.
Dann verabschiedeten wir uns vom „King“ und suchten nebst anderen
Passagieren den Aufgang zum oberen Deck. Auf diesem Wege suchten wir den
Spielsalon auf sowie die Cafeteria und die anderen Einrichtungen wie Duty-Free,
Restaurant, Bistro etc. Bei dieser geringen Auswahl entschlossen wir uns ans
oberste Deck zu gehen. Am Bug lag ein Matrose nur mit einer Unterhose
bekleidet und sonnte sich, er war ja immerhin hier daheim, es lebe die
Seefahrt. Die See war glatt wie ein Spiegel und die Zeit verging rasch. Ca. 50
Minuten vor erreichen von Göteborg wurde es hoch interessant, denn jetzt
tauchten links und rechts kleine Felseninseln auf, auf denen maximal 1 bis 2 Häuser
Platz fänden.
Dann
mussten wir auch schon zurück zum King und wir verließen diesen riesigen
Bauch des Schiffes. Auch hier an der Grenze gab es keine Fragen. Gegen 17:00
fanden wir einen überaus schön gelegenen Campingplatz, der nicht sehr weit
von Göteborg entfernt war, er lag direkt im Grünen. Morgen wollen wir uns
die Stadt ansehen. Heute hatten wir nur 203 Km selbst gefahren.
17.06.
Göteborg
war anstrengend. Um 17:00 schmerzten unsere Füße und wir fuhren mit der Tram
zurück zum Campingplatz. Uns ist noch viel entgangen in der Stadt aber wir
haben auch viel gesehen. Es ist nun einmal die Tragik bei solch einer Fahrt,
dass man sehr viel zu sehen bekommt und eben nicht alles bis ins Detail
durchleuchten kann, dafür gibt es ja aber ein weiteres Mal, oder ?
Morgen
wollen wir bis Stockholm kommen, es wird uns schwer fallen, denn unterwegs
gibt es viele lohnende Punkte, die sehenswert wären. Wir werden sehen.
18.06.
Wir
bezahlen für 2 Nächte 310 SKR = 68,51 DM.
Wir
werden durch das Geschrei der Möwen geweckt. Allerdings war es auch spät
genug. Nach einem guten Frühstück tanken wir Frischwasser und lassen das
Abwasser ab, dann geht es weiter in Richtung Norden. Wir sahen noch einmal die
City von Göteborg aus dem Cockpitfenster und dann führte uns der Weg über
zig Kilometer durch Waldgebiet. Wir waren glücklich und vielleicht erschien
uns alles noch schöner als es war, aber es war auch erlebenswert, wunderschön
und erholsam. Ab und an tauchten einige wenige Häuser auf im markanten rot
mit weißen Giebeln. Selbst die Weidezäune erstrahlten im gleißenden
Sonnenlicht in weißer Farbe.
Plötzlich
trat der Wald beiseite und gab uns den Blick frei auf einen großen See,
dessen Ausmaße man nur ahnen konnte, denn in der Ferne wurde er schmaler und
verschwand. So wechselten die Bilder immer wieder und man konnte sich nicht
satt sehen, auf der anderen Seite war in mir aber auch immer der Wunsch weiter
nach Norden zu kommen. Dieser Zustand änderte sich nicht eher, als ich den
fast nördlichsten Punkt Europas erreicht hatte. Ich habe dieses während der
Fahrt immer wieder beobachtet, dabei hätte man sich viel häufiger dem
Momentanen widmen sollen, es geht doch alles so schnell vorüber.
Manchmal
beneidete ich die Menschen, die hier wohnen durften, allerdings hatten auch
diese Menschen hier ihren Alltag und sie wohnten hier vielleicht auch nicht
mit dem Glücksgefühl, welches ich in mir hatte.
Nach
Jönkoping wechselte dann das Bild. Der Wald nahm ab und machte Weiden und Äckern
Platz. Ich plottete die Stunden nicht mit, aber die Zeit verging viel zu
schnell. Gegen 17:30 erreichten wir Stockholm/Bredäng nach 458 gefahrenen
Kilometern. Der Campingplatz war gut ausgeschildert und wir machten um 18:00
schon einen Spaziergang um uns die Füße zu vertreten. Wir suchten noch die
Tunnelbana auf mit der wir morgen nach Stockholm fahren wollen.
Wieder
beim King angelangt holten wir Tisch und Stühle raus und grillten noch einige
saftige Stücke Fleisch, der Salat fehlte auch nicht und ein Bier war auch
noch vorhanden. Sollten wir uns über den heutigen Tag unterhalten oder
sollten wir den morgigen Tag planen? Wir waren überwältigt von dem
Gesehenen. Um 22:00 finden wir es urgemütlich im King. Quicky schmökert und
ich schreibe einige Stichpunkte nieder über den heutigen Tag und halte auch
die Planung für morgen fest. Draußen haben wir eine Temperatur von 10,3° C.
19.06.
In
der Früh hatte es geregnet. Jetzt reißt die Bewölkung auf und die Sonne
kommt durch. Nach dem Frühstück gehen wir zur Tunnelbana und kaufen 2
Tourist-Cards und dann fahren wir in die City. Der Stadtplan vom ADAC ist
super und wir besichtigen die Altstadt vom Reichstag angefangen über das berühmte
Ritterhaus etc. Um 12:30 stehen wir vom dem Schloss und warten auf die berühmte
Wachablösung. Um 13:00 läuten alle Glocken in der Umgebung, die Soldaten
nehmen Aufstellung; uns schmerzt mittlerweile das Kreuz, aber da müssen wir
durch. Während die Wachen ganz still und stramm stehen versuchen wir durch
einige leichte Bewegungen unser Kreuz zu entlasten, mal nach rechts, mal nach
links, mal nach vorn und mal zurück, der Blick ist immer nach vorn gerichtet.
Jetzt hören wir Militärmusik in der Ferne, die sich uns nähert. Die
Kreuzschmerzen sind weg, die Übungen haben geholfen ? Plötzlich tauchen sie
auf, in weißen Uniformen und sehr zackig. Es ist beeindruckend. Vor der
Wachablösung wurden dann über Lautsprecher Erklärungen in mehreren Sprachen
abgegeben, ich wundere mich man erklärt sogar in Deutscher Sprache.
Danach
durften wir noch einem kleinen Standkonzert lauschen, u. a. wurde der Marsch
„Alte Kameraden“ gespielt. Die Kreuzschmerzen blieben weg, ich bekam sogar
feuchte Augen bei diesem wunderschönen Marsch, selbst „Stars and Stripes“
fehlte nicht. Anschließend war Schlossbesichtigung angesagt, es war prunkvoll
in jeder Beziehung, nur der Gedanke, dass ich dort wohnen müsste ließ mich
erschauern.
Dann
fuhren wir mit dem Bus No. 47 nach
Djurgärden. Das Nordische Museum ließen wir aus, dafür kauften wir uns ins
VASA-Museum ein. Hier liegt das Regalschiff WASA, welches 1628 bei der
Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen gesunken ist. Man hat es 1961 wieder
gehoben und im VASA-Museum untergebracht. Es ist ein Schiff imposanter Bauart,
man kann es einfach nicht beschreiben, man muß es gesehen haben. Es erstreckt
sich über 3 Stockwerke. Quicky kam auf die Idee der Besichtigung und es war
eine Super-Idee.
Mit
Bus und Tunnelbana, sowie die letzten 800 m per pedes, oder waren es 8000 m,
erreichten wir wieder unseren King. Wir holten unsere Stühle raus und dann
war Pause. Kurz nach 21:00 lagen wir in der Koje, allerdings nicht in der Koje
des Schiffes WASA.
20.06. Bredäng – Camping Bye-Rast Sundsval
457 Km
Heute
haben wir schon den 20.06. Wir verlassen Stockholm. Auf der rechten Seite
sehen wir noch einmal die Skyline mit den uns nun bekannten Gebäuden. Ganz
schnell haben wir die Stadt verlassen und bewegen uns auf der E4 (lies: Route
66) gen Norden. Wir halten immer wieder an, hier eine besondere Kirche aus
Holz, dort ein See oder gar das Meer? Wenn kein Wasser vorhanden ist, dann
bewegt man sich im Wald. Zwischen den Bäumen leuchtet hier und da das uns nun
schon zur Gewohnheit gewordene Rot der kleinen Häuser. Jetzt hier oben wird
es uns erst so richtig bewusst, wie viel ruhiger es hier ist und wie viel
gelassener auch die Menschen sind. Wir stellten das allerdings auch schon in Göteborg
und in Stockholm fest. Es fehlt die Hektik, die Menschen scheinen
ausgeglichener zu sein. Hier oben auf dem Lande, wo 5 oder 6 Häuser ein Dorf
bilden, ist die Freundlichkeit und Zuvorkommendheit durch nichts zu überbieten.
Man bemüht sich Deutsch zu sprechen oder wenn das gar nicht geht, dann
versucht man es in Englisch.
Jetzt
fahren wir durch eine riesige Felslandschaft, man weiß nicht ob die Felsen
zwischen den Bäumen liegen oder ob sich die Bäume mit ihren Wurzeln einen
Weg zwischen den Felsen gesucht haben.
Wir
gelangen zu einer Position ca. 35 Km nördlich von Sundsvall. Wir stehen ca.
20 m von einem See entfernt, links scheint die Sonne ins Fenster und blendet
uns dermaßen, dass man die Landschaft nicht erkennen kann.
Vielleicht
ist noch erwähnenswert, dass wir 15 Km vor Sundsvall unsere Route kurz
verlassen haben um noch einmal ans Meer zu kommen. In einem idyllischen
kleinen Ort am Meer fanden wir ein Schild mit der Aufschrift "Fisk“.
Wir stiegen aus und kauften ganz frischen Lachs und noch ein weiteres Stückchen
Fisch. Daraufhin bekamen wir noch 2 Makrelenhälften geschenkt, was gab es
wohl zum Abendessen? Um 18:00 waren wir auf dem Campingplatz Bye-Rast. Für
eine Übernachtung bezahlten wir 100 SKR
22,10 DM.
Jetzt
ist es 20:00 und wir aalen uns immer noch in der Sonne. Morgen geht es
weiter in Richtung Norden. Wie viele wundervolle Tage haben wir schon
erlebt, ich denke bei mir, wenn es nur halb so schön weiter geht, dann wird
diese Reise eine voller Erfolg. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein. Gegen
00:15 werden wir wach, obwohl alle Verdunkelungen unten sind dringt Helligkeit
bei uns ins Wohnmobil. Ich schaue durchs hintere Fenster. Die Sonne geht
hinter den Bäumen unter in einer noch nicht dargewesenen Farbenpracht. Die
Farbe ist kaum zu beschreiben. Ich kann nicht anders und ziehe meinen
Bademantel an um nach draußen zu gehen. Es ist viel zu schade zum Schlafen,
dann lege ich mich aber doch auch wieder hin. Der Mensch muß halt schlafen
und morgen wollen wir weiter, weiter gen Norden.
21.06.
Frühstück
gab es um 08:00, dann trieb es uns weiter. Auch heute hielten wir immer und
immer wieder an oder wir fuhren auch einige Male von der E4 in Richtung Küste.
Es war jedes Mal lohnenswert. Einen längeren Aufenthalt hatten wir in RATA,
ein liebliches kleines Fischerdorf: Hier fanden wir sogar ein Haus vor,
welches für die Touristen eingerichtet worden war oder auch für Personen,
die vom Meer her mit ihren Booten kamen. Das Haus war eingerichtet mit einer Küche,
Dusche und Toilette. Weiterhin fanden wir eine Waschmaschine vor und einen
urgemütlichen Raum mit 2 Sitzgruppen versehen sowie mit Leselämpchen, für
jedermann zugänglich.
Langsam
kamen wir weiter voran in Richtung Norden zum fast nördlichsten Punkt Europas
auf dem Festland. Das gleiche Bild wie die Tage zuvor, kaum Verkehr, breite
Landstraßen mit einer weiteren Spur für langsamere Fahrzeuge.
Wohnmobilfahrer grüßten sich gegenseitig und andere Verkehrsteilnehmer, wenn
man ihnen Platz machte zum Überholen, die sich bedankten und zwar nicht nur
einer oder 10 sondern nahezu alle. Dabei fuhren wir mit unserem King durchaus
die vorgeschriebene maximale Geschwindigkeit von 90 Km/h oder ganz selten 70.
Ca.
200 Km vor Haparanda verließen wir die Route 66 und bogen ab in Richtung
Meer. Dort bekamen wir auf einem Campingplatz einen Rasenplatz 50 Meter vom
Meer entfernt. Wir sind 423 Km gefahren. Während ich im King sitze und
schreibe ertappe ich mich immer wieder, dass ich aufs Meer hinaus schaue. Es
ist eine Idylle und mein Fernweh wird immer größer, je weiter wir nach
Norden kommen, es ist wie eine Droge. Mir hat mal jemand gesagt dieses Fernweh
ist wie Malaria, wer sie einmal hatte, der bekommt sie immer wieder.
Morgen
wollen wir weiter nach Lulea. Uns werden ca. 300 Schären erwarten mit einer
vielfältigen Flora und Fauna. Vorweg sei erwähnt, dass wir uns hier viel zu
wenig Zeit gelassen haben, wie eigentlich an vielen Punkten dieser Reise.
Jetzt
aber ist es 22:15, wir haben immer noch kein Licht im King, die Temperatur 20°
C, draußen sind es immerhin auch noch 14,5° C.
22.06.
Die
Nacht war gut. Wir zahlen 125 SKR = 27,63 DM und fahren immer nach Norden. Wir
fahren an LULEA vorbei, die Wolken hängen tief, ab und an nieselt es ein
wenig. Wir stellen uns Fragen wie: „Wie wird es an der Grenze sein“? Es
soll eine ruhige Grenze sein mit wenig Kontrollen. Nach einiger Zeit können
wir dies bestätigen. Schon haben wir das schöne Schweden verlassen, wir
bedauern das beide aber wir sind on the road in Richtung Norden. Was werden
wir in Finnland entdecken? Mir wird ein wenig wehmütig ums Herz, wir sind in
Finnland, wie lange habe ich mir das gewünscht! Was bedeutet es für mich
eigentlich in diesem Land zu sein? Ich kann es nicht erklären aber wenn ich
jetzt reden müsste oder eine Frage beantworten müsste, ich könnte es nicht,
meine Stimme würde beben. Ich bin froh dass Quicky im Moment auch nicht zum
Reden zu Mute ist.
Unterwegs
treffen wir immer wieder auf Menschen, die auf der Rückreise sind. Manche erzählen
uns dass es im Landesinnern regnet, andere wieder raten uns umzukehren. Es würde
sich nicht lohnen zum Nordkapp zu fahren, dort sei immer nur Nebel und man könne
seine Hand nicht vor Augen sehen. Ich belächle diese Aussagen. Nichts würde
mich abhalten weiter nach Norden zu fahren. Ich werde mir selbst ein Urteil
bilden. In London ist auch nur immer Nebel, oder?
Wir
fahren gen Norden. Finnland ist nicht Schweden, meint Quicky; soll es auch gar
nicht sein und will es wohl auch nicht sein. Ich möchte es einmal so abtun,
Finnland ist etwas naturbelassener als Schweden. Soll sich jeder Reisende
seine eigene Meinung bilden über Schweden und auch Finnland. Mir gefällt es
hier, ich fühle mich wohl, ich mag leben, ich erfreue mich am Leben,
zumindest im Moment.
Den
ersten Kontakt mit Finnen bekommen wir in einem Touristenshop ein paar Meter
abseits der Straße. Wir schauen uns um. Die Leute hier sind zurückhaltend
aber sehr freundlich. Es zieht uns weiter. Der
Artic Circle ruft. Auch hier wieder dieses krieselnde Gefühl auf dem Rücken. Quicky und
ich am Arctic Circle. Wie oft habe ich ihn auf der Karte betrachtet. Wie oft
habe ich davon geträumt den Nordpolarkreis zu überqueren, wie oft? Nach
einigen Kilometern biegen wir von der „4“ ab und folgen einem Schild
„Sehenswürdigkeit“. Es lohnt sich wieder einmal von der Hauptstrecke
abzufahren und neben ihr zu schauen. Wir erreichen „Tervolan Kirket“.
Unser erster
Blick fällt auf eine große alte Kirche. Daneben steht eine offensichtlich
noch ältere aber oder gerade deswegen kleinere Kirche ganz aus Holz. Wir
besichtigen beide und sind fasziniert von der Einfachheit aber so enormen Andächtigkeit,
die uns überkommt. Automatisch laufen Bilder vor den eigenen Augen ab,
Bilder, die man irgendwo einmal gesehen hat aus der Zeit, aus der diese
Kirchen stammen; sie stammen aus einer Zeit von vor gut 400 Jahren. Es sind
Bilder von hart arbeitenden Menschen, von christlichen Menschen, von Menschen,
die nicht so alt werden wie durchschnittlich bei uns die Menschen unserer
Zeit. Bilder von Kriegen und Kämpfen tauchen auf aber auch Bilder von
Menschen, die füreinander da sind, die sich helfen und miteinander leben. Mit
diesen Bildern sehen wir uns die Kirchen von außen und innen an. Die kleinere
wurde 1627 erbaut, da sie bald zu klein war baute man eine größere, die aber
beinahe zu groß geriet. So benutzte man sie also nur im Sommer oder
Weihnachten. Sie wurde 1950 restauriert. Im krassen Gegensatz dazu steht unser
King, den wir einige Meter entfernt parkten und in dem wir nun eine Brotzeit
machen.
Es
trennen uns nur noch 25 Km vom Polarkreis. Wir sind zurück auf der gut
ausgebauten Straße. Plötzlich trete ich etwas zu fest auf die Bremse. Wir
schauen uns beide an und glauben am Straßenrand den Nikolaus gesehen zu haben
neben einem Zelt, in dem ein Feuer brennt. Wir kehren um und bekommen diese
Erscheinung als echt bestätigt. Hinter dem Lappenzelt entdecken wir ein
mittelgroßes rotes Haus. Wir steigen aus und trauen unseren Ohren nicht, es
ertönen Weihnachtsmelodien. Wir schauen uns etwas verständnislos an und
gehen der ganzen Sache auf den Grund. Wir betreten einen etwas abgedunkelten
Raum und landen in der Werkstatt vom Nikolaus. Nach einer finnischen
Geschichte kommt der Nikolaus aus Finnland und er lebt auf einem Berg und
arbeitet dort den Sommer über, wobei ihm die Elfen helfen. Er hatte wahrhaft
schöne Geschenke gebastelt. Man konnte sie käuflich erwerben und zum
Weihnachtsfest nach Hause schicken lassen.
Am
Polarkreis fanden wir dann ein weiteres Haus vom Nikolaus vor. Warum soll er
nicht auch mehrere Häuser haben?
Über
die letzten 20 Km war mein Herzklopfen beinahe lauter als das Surren des
Motors unseres King. Dann tauchten die Gebäude und Fahnen auf, die ich ja nun
schon von vielen Bildern her kannte. Ich redete so gut wie nicht, weil meine
Stimme wieder versagte. Der Polarkreis
– The Arctic Circle -
hier
oben bei Napapiiri. Wir hatten ihn erreicht.
Der
touristische Andrang war erklärlich groß und das störte mich. In meinen
Vorstellungen war es am Polarkreis ruhig und einsam, das war hier nicht der
Fall. Es war auch nicht kalt sondern noch um Mitternacht warm und auch hell
und alle Mücken dieser Welt hatten sich wohl abgesprochen heute hier sein zu
wollen. Es war ihnen gelungen. Trotzdem war mir so feierlich zu Mute, als wenn
Weihnachten und Ostern zusammen fielen. Wir parkten und sahen uns die
Auslagen in den Geschäften an. Nach einiger Zeit entschieden wir uns den
Campingplatz direkt am Arctic Circle zu nehmen in einem Waldstück. Wir
stellten den King dort ab und gingen gegen 23:15 noch einmal zu den Gebäuden
vorbei an bellenden Huskies. Es war ruhig geworden. Wir schauten gen Sonne,
die immer noch oberhalb des Horizontes stand. Den ergebnislosen Kampf gegen
die Mücken lasse ich in diesem Zusammenhang weg. Wenn wir den King betraten,
dann stellten wir uns beide an der Tür auf. Auf Kommando öffnete ich die Tür
und Quicky fiel und stolperte hinein, weil ich die Tür schon wieder versuchte
zu schließen bevor sie ganz drin war. Dann machte ich mit mir noch einmal
dasselbe. Ich versuchte ins Mobil zu kommen bevor ich die Tür ganz offen
hatte und ich versuchte sie wieder zu schließen bevor ich ganz im Wagen
verschwunden war. Bei diesen Manövern hatten wir nur ca. 5 bis 10 Stechmücken
im Wagen, die wir dann ......., na ja, was hättet ihr gemacht ?
Wenn
man bedenkt, dass nur die befruchteten Weibchen stechen, dann waren die Männchen
sehr fleißig gewesen.
Auf
dem Campingplatz bezahlten wir 80 FMK = 25,04 DM incl. der Mücken, da kann
man doch nicht meckern, oder?
23.06.
Nach dem Frühstück beschließen wir uns noch einmal die Gegend am Arctic
Circle anzuschauen. Jetzt stehen Busse auf dem Parkplatz und die Passagiere
werden an einen weißen Strich geführt, der den Polarkreis darstellen soll.
Sie werden mit einer kleinen Flasche Sekt begrüßt. Auch wir haben am
gestrigen Abend noch mit einer Flasche Sekt auf den Polarkreis und das
Erreichen des Nordpolarkreises angestoßen.
Wir
kaufen ein paar Ansichtskarten und lassen sie selbstverständlich im
Hauptpostamt vom Nikolaus abstempeln. Über mehrere Stunden wandeln wir hier
durch die Gegend und beobachten die Menschen und schauen uns die Auslagen an.
Quicky kauft sich ein Stück gegrillten Lachs mit Beilagen, den sie genüsslich
verspeist. Es ist sehr warm hier um nicht zu sagen heiß. Ich lasse meine Ärmel
unten weil die Mosquitos unentwegt angreifen und auch treffen. Es stört uns
nicht, wir wussten darüber, der Wille hier zu sein ist größer als die Angst
vor den Beulen.
Gegen
16.00 wechseln wir dann zu einem Campingplatz ca. 8 Km südlich des Arctic
Circle, nahe eines Berges, der 200 m hoch ist. Morgen soll hier eine
Sonnenwendfeier stattfinden. Es ist ein wunderschöner Campingplatz direkt am
Ounaskoski–Fluß gelegen. Wir grillen und essen draußen, obwohl diese
kleinen Stukas auch etwas von uns wollen und nicht von der norddeutschen
Bratwurst, die wir auf dem Teller haben.
Jetzt
ist es 21:45 /Finnzeit 22:45. Die Temperatur draußen 18,1 ° C. Wir bleiben
im King sitzen, die Mücken bleiben draußen. Schön ist es auf dieser Welt zu
sein.
24.06.
Wir
verschlafen uns himmlisch. Es ist 10:15, aber wir haben ja kein Programm für
heute. Nach dem Frühstück schnappen wir uns unsere Räder und kämpfen uns
den OUNASVAARA hinauf, immerhin von 92 Meter MSL auf 195 Meter MSL. Von hier
oben haben wir eine herrliche Sicht auf den Fluß. Wir trinken ein Bier und
einen Kaffee und genießen die Aussicht auf die Umgebung und die schier
unendliche Weite des Landes und wir genießen es hier sein zu dürfen.
Die Rückfahrt dauert nur einen Bruchteil dessen, was
wir auf dem Hinweg benötigt haben.
Quicky
meint am frühen Nachmittag sie müsse arbeiten. Wir kaufen einen Eimer und
dann wäscht sie den King. Jetzt sieht er wieder manierlich aus.
Dann
essen wir genüsslich und nach dem Duschen machen wir uns fertig für die
Sonnenwendfeierlichkeiten, die gegen 18:00 beginnen sollen. Ich schaue auf die
Uhr, die 17:00, also haben wir schon 18:00 Finnzeit. Nun wird es plötzlich
doch etwas hektisch. Draußen trafen wir noch auf ein sehr nettes Holländisches
Ehepaar. Wir tauschten Reiseerfahrungen aus und fachsimpelten über Lappen,
Samen, Lofoten, Nordkapp, Gamvik etc. Unter den Feierlichkeiten hatten wir uns
etwas anderes vorgestellt. Das Ehepaar Schaap kam am Abend noch zu uns in den
King auf einen Kaffee. Er gab mir seine Visitenkarte
P. R. Schaap, No Address, No Phone, No Business, No Problems.
Jetzt
ist es 23:30 Finnzeit, nach dieser Uhrzeit werden wir wohl nicht aufstehen.
Wir sitzen immer noch im King aber wieder alleine und planen unsere morgige
Tour. Wir wollen bis zum Inarisee kommen. Ich freue mich schon auf das
nochmalige Überqueren des Nordpolarkreises, es wird zumindest für diese
Reise das vorletzte Mal sein. Wir werden uns noch eine Straßenkarte geben
lassen über die Großbaustellen oder Stellen, an denen an einer Straße
gebaut wird. Die Finnen lassen nämlich den Verkehr trotzdem laufen und das
ist ab und an schon sehr abenteuerlich. Selbst um diese Zeit benötigt man
hier kein Kunstlicht, es ist hell genug. Um 00:15 gehen wir zu Bett.
25.06.
08:15 We are on the road again. Den
Polarkreis an dieser Stelle überqueren wir das letzte Mal. Wir ließen uns
viel Zeit und hielten auch immer wieder an. Kurz vor Inari entdeckte ich das
Zeichen „Aussichtspunkt“. Es zeigte von der Straße nach rechts. Die 20 %
Steigung machten uns nichts aus, wir hatten einen Ford mit Zwillingsreifen und
Heckantrieb. Es war keine geteerte Straße aber wir kamen gut oben an. Man
konnte von hier oben 7/8 des Sees überblicken mit seinen zahllosen Inseln,
ein wunderschönes Bild. Man blickte in die ehemalige UDSSR. Wir bezahlten
Eintritt zum Betreten eines kleinen Holzhauses, von wo wir einen noch schöneren
Blick hatten. Als Quittung gab es ein kleines Kärtchen mit 6 kleinen
Staubteilchen Gold (Lappland-Gold).
Die
Rückfahrt bis zur Hauptstraße ging etwas langsamer als auf dem Hinweg. Wir
kamen uns vor wie in einem Flugzeug im Landeanflug. Dann ging es lange am Ufer
des Inarisees entlang bis wir kurz vor der gleichnamigen Ortschaft direkt am
See auf einen Campingplatz trafen. Wenige Meter von uns entfernt standen 2
Wasserflugzeuge vom Typ Cessna, wir erlebten an diesem Abend noch einige
Starts und Landungen und bestaunten die fliegerischen Leistungen der Piloten.
Wir
machten noch einen kleinen Spaziergang zum Ort Inari und besichtigten ihn auch
noch am selben Abend. Fasziniert waren wir von der Sämischen Kirche, die auch
innen ganz aus Holz gebaut war. Sie war sehr schlicht gehalten mit einem
wunderbaren Altarbild. Der Ort selbst hatte nicht viel zu bieten, aber auch
gerade deswegen machte er auf mich einen bemerkenswerten Eindruck. Gegen 00:30
verschwand die Sonne hinter den Wolken ohne viel an Helligkeit zu verlieren. Während
der Zeit des Beobachtens unterhielten wir uns über Norwegen und Finnland und
über den Norden und das Nordcapp. Die Temperatur lag heute am Abend bei 9°
C.
Hier
am Inarisee zeigte unser Km-Stand 11.567 Km. Am 15.06. in Borgentreich zeigte
der Km-Stand 8.669 Km an.
26.06.
Um
07:00 war Quicky hellwach, ich ließ es mir nicht nehmen um 07:30 auch wach zu
werden. Eigentlich war es schon wieder verschlafene Zeit in diesem so
erlebenswerten Land. Um 09:00 fuhren wir in den Ort Inari. Wir kauften ein
Geweih als Schmuck aus Silber zum Anstecken. Quicky hatte sich Kartoffeln
vorgestellt zum Mittagessen in Form von Bratkartoffeln. Im Touristoffice
erkundigten wir uns nach einer eventuellen Bootsfahrt auf dem See. Sie hätte
um 14:00 beginnen sollen, das war uns aber unverständlicher Weise zu spät.
Wir hätten die Zeit gehabt aber besonders mich zog es weiter gen Norden.
Weiterhin erhielten wir eine Information über eine besonders alte und
sehenswerte Kirche, die wir aber auch nicht mehr besichtigten, weil es eine
Tour von ca. 5 Km gewesen wäre mit dem Radel. Mit dem Auto war sie nicht
erreichbar. Dieses waren u. a. Fehler, die wir gemacht haben. Haben wir daraus
gelernt?
Gegen
12:00 fuhren wir weiter gen Norden. Die Entfernung zum Nordcapp schmolz uns
unter den Reifen nur so dahin, obwohl wir immer wieder anhielten und uns ergötzten
an der Landschaft und an der Feststellung, dass wir vielleicht heute noch das
Kapp erreichen würden. Man sollte nie in diesen Ländern den Fehler machen
ein Ziel erreichen zu wollen. Hier muß immer der Weg das Ziel sein, sonst
verpasst man zu viel.
Um
18:15 hatten wir die Fähre erreicht. Vorher hatten wir bange 2,8 Km in einem
einspurigen Tunnel zurück gelegt. Immer wenn uns jemand talwärts entgegen
kam mussten wir versuchen vorher eine Bucht zu erreichen um das
entgegenkommende Fahrzeug vorbei zu lassen. Die Straße war uneben und
teilweise nicht asphaltiert, wir befanden uns halt im „Hohen Norden“. Es
gelang uns gut. Dann schwammen wir wieder 45 Minuten im Bauch eines Schiffes.
Nach dem Ausschiffen, ich meine nachdem wir das Schiff wieder verlassen
hatten, hatten wir noch 30 Km zu fahren um zum Kapp zu gelangen. Wir fuhren
praktisch auf einem riesigen Fels, es ging bergauf und auch mal leicht bergab
und immer in Kurven dem Nordkapp entgegen.
Um
20:15 erreichen wir den Parkplatz auf dem Nordkapp. Hier stehen viele viele
Wohnmobile, ich habe sie nicht gezählt. Die Parkgebühr ermöglicht uns jetzt
2 Nächte hier stehen zu bleiben. Nächte ist eigentlich der falsche Ausdruck,
denn Nacht wird es nur nach der Uhrzeit, es bleibt immer hell. Der Km-Stand
ist jetzt 11.915. Wir bezahlten 200 NKR. Dies sind die nüchternen
Betrachtungen. Wir parkten unseren King und bestiegen ehrfurchtsvoll das
Nordkapp, zumindest was meine Person anbelangt. Ich war hin und her gerissen
und wusste nicht wohin ich erst schauen sollte, auf die offene See oder die
vielen Steine, die Besucher hier aufeinander gestellt hatten oder auf die
Weltkugel aus Stahl, die an der nördlichsten Spitze vom Nordkapp aufgestellt
worden war. Es ist 23:30, die Sonne scheint immer noch. Sie geht auch heute
nicht unter, sie wird nicht einmal die Wasseroberfläche berühren. Sie wird
uns erhalten bleiben. Ich habe eine Lederjacke angezogen, trotzdem fröstelt
es mich, vielleicht ist es aber nicht nur die Kälte. Die Sonne blendet, der
Sturm, der vorhin hier herrschte, hat sich gelegt, es ist nahezu windstill. Über
uns blauer Himmel. Einige Menschen sind sogar mit dem Fahrrad gekommen. Das
Meer ist silbern gefärbt, es ist ein überwältigendes Gefühl hier zu
stehen. Viele Menschen hatten nicht das Glück das Nordkapp so zu erleben.
Viele behaupteten ja, wie berichtet, dort ist immer Nebel. Wir bleiben auf bis
02:30, wir sind nicht müde. Vor einigen Stunden mussten wir uns gegen den
Wind legen, jetzt ist es ganz windstill. Ich wollte ein Foto von uns machen
und stellte den Apparat auf ein Stativ, welches umgepustet wurde. jetzt sind
auch nicht mehr so viele Menschen auf. Man müsste aufbleiben und die Nacht
hier am Nordkapp erleben. Ich tue es nicht und frage mich später immer wieder
warum ich es nicht getan habe. Beim nächsten Mal würde ich einiges anders
machen. Diese Nacht liege ich noch lange wach. Ich habe die Verdunkelung nicht
ganz nach unten gezogen. Ein silberner Sonnenstrahl schießt herein, so, als
ob er sagen wollte, hey nicht schlafen, erlebe das Nordkapp, so ein Erlebnis
gibt es sobald nicht wieder – vielleicht nie mehr- ich habe nicht darauf gehört,
ich bereue es.
27.06.
Es ist ruhig am Kapp. Wir stehen verhältnismäßig
früh auf. Ich gehe zunächst einmal nach draußen. Dunst liegt über dem
Meer. Wolken sind am Himmel aber hier über dem Nordkapp ist es klar wie am
Tag zuvor. Wir frühstücken, es zieht uns hinaus. Wir bewaffnen uns mit der
Kamera, die wohl gestern nicht viel abgekriegt hat, und ziehen los auf
Entdeckungsreise, denn wir haben gestern nicht alles genau genug gesehen. Wir
schauen von diesem Felsen tief unten auf die Klippen hinunter und auf das
tosende Meer.
Das Nordkapp entstand angeblich vor 400 Millionen
Jahren. Die Nordkappklippe steigt direkt 803 Meter vom Meer auf. Sie liegt auf
einer Insel von 288 km2. Die Insel hat ca. 6000 Einwohner, die sich hier
allerdings völlig verlieren. Sie ist baumlos, was wir auf der Hinfahrt schon
bemerkt haben. Die Mitternachtssonne kann man vom 16.05. bis 20.07. sehen,
wenn eben nicht gerade Nebel herrscht. Nicht sehen kann man die Sonne vom
22.11. bis zum 21.01. Die
Durchschnittstemperatur von Jan/Feb. beträgt –2 bis – 4 ° C. In den
Monaten Juni und July beträgt sie +9 bis + 11 ° C.
In unserer Nacht am Nordkapp betrug sie allerdings
nur + 3 ° C. Das als Wissenswertes im Zeitraffer.
Wir wanderten weiter und gingen zum dutzendsten Male
zum Globus an der Spitze. Wir waren auf dem Dach Europas, ein bewegendes Gefühl,
ich kam mir winzig klein vor ja beinahe unscheinbar.
Wir
schauten uns die tellerrunden Gebilde an, die jenseits des Restaurants in
felsiger Landschaft standen. Wir ließen uns erzählen, dass im Juni 1988 7
Kinder aus allen Teilen der Welt zum Nordkapp kamen. Innerhalb einer Woche hat
dann jedes Kind eine Art Reliefarbeit geschaffen und daraus entstand dieses
Monument, eben diese runden Gebilde. Es wird „Barn av Jorden“ genannt und
soll ein Symbol sein für die Zusammenarbeit, Freundschaft, Hoffnung und
Freude. Dieses Denkmal wurde am 15.04.1988 vollendet. Angeblich bleibt es 1000
Jahre erhalten. Warum nun gerade 1000 Jahre, das konnte mir niemand sagen. Vor
diesem Monument steht eine Mutter mit ihrem Kind, das mit dem Zeigefinger nach
Norden deutet.
Um
uns aufzuwärmen gingen wir ins Restaurant bzw. in das Gebäude, welches u. a.
das Restaurant beinhaltet. Im 4. Tiefgeschoss hatte man große Fächer, ca. 3
x 4 Meter in den Fels gehauen, in denen die wichtigsten Kapitel des Nordkapps
dargestellt worden sind. Der Schwedisch-Norwegische König Oscar II. hat z. B.
im Jahre 1873 mit seinem Gefolge von Hornvika aus das Nordkapp erklommen um
ein Denkmal zu setzen.
Wir
gingen durch einen Tunnel tiefer in dieses unterirdische „Gebäude“ und
konnten nach einigen Metern eine kleine Kapelle bewundern, in der wir auch
einige Minuten andächtig stehen blieben. Dann setzten wir unseren
Erkundungsgang fort. Nach ca. 5 Minuten erreichten wir eine große Halle, die
Royal North Cape Hall. Sie ist angelegt wie ein Amphitheater und sie fasst 300
Personen. Gleich am Eingang rechts entdeckten wir die Champagnerbar, von der
wir schon gehört hatten. Sie war etwas größer als die im King, an der wir
gestern unseren Champagner (Lies Sekt) getrunken haben. Vorn an der Grotte,
denn nichts anderes war diese Halle, befand sich ein riesig großen Fenster,
es erstreckte sich von der linken bis zur rechten Seitenwand. Wenn man durch
dieses Fenster schaute, dann sieht man 300 m tiefer das Meer, wie es versucht
mit den hohen Wellen nach den Betrachtern zu greifen.
Dann
besuchten wir den Super-Video-Raum und wir bekamen einen wunderbaren Einblick
per Film über das Nordkapp und die Insel zu jeder Jahreszeit aus den
verschiedenen Perspektiven, aus dem Cockpit eines tieffliegenden Helicopters,
aus der Sicht einer Schifffahrt, vom Hundeschlitten aus und von einer
Schneeraupe. Die Aufnahmen entstanden mit 5 Kameras und wurden mit 5 Bildern
zusammenhängend wiedergegeben. Es nannte sich Supervideograph. Angeblich
wurde das Nordkapp als erster Ort der Welt hergenommen, an dem dieses System
ausprobiert worden ist.
Gegen
Mittag kam dann Nebel auf und wir entschlossen uns wieder zurück zum Hafen zu
fahren. In Honningsväg holten wir noch Geld von der Post. Dann gings mit wehmütigen
Blicken zum Nordkapp gewand wieder zurück. Auch auf dem Schiff trug ich noch
meiner Lederjacke mit Kappe.
27.06.
Wir beschlossen als nächstes Ziel Hammerfest zu nehmen. Die Fahrt verlief
glatt. Alle paar Kilometer wechselte die Landschaft, Fjorde, Berge, grüne
Wiesen. Wir sahen immer wieder Rentiere, in Hammerfest in der Stadt liefen sie
über die Straße und hielten sich in den Gärten der Häuser auf.
Nach
einer kräftigen Suppe gingen wir zu Fuß in die Stadt. Leider wurde
Hammerfest im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Somit ist eine neue Stadt
entstanden, die an Sehenswürdigkeiten wenig zu bieten hat. Architektonisch
gesehen gibt es eine Kirche im besonderen Stil. Weiter interessierte uns die
Meridianssäule. Sie besteht aus einem Granitstein mit einer Erdkugel obenauf.
Sie ist ein berühmter Vermessungspunkt. Sehr viel mehr gab es nicht zu sehen.
An
diesem Abend blieben wir nicht lange auf. Vielleicht hatten wir doch noch
etwas an Schlaf nachzuholen.
In
Hammerfest zeigt unser Tacho 12.104 Km.
28.06.
Nach
dem Frühstück wollte ich den King einige Meter zurück fahren als ich
feststellen musste, dass wir einen Reifen platt hatten und zwar vorne links.
Zwangspause
und Probleme?
Der
King stand bedingt durch den platten Reifen vorne links niedriger als die drei
anderen Ecken des Fahrzeuges. Somit passte der Wagenheber nicht an die Stelle,
an der er angesetzt werden musste. Wir mussten ihn also in eine Mulde setzen.
Dies gelang dann aber schließlich und wir hatten schnell das Reserverad
angebracht und fuhren zu einer Werkstatt und ließen den Reifen richten. Es
kostete uns ca. 60 DM. Während der Reparatur fuhren wir zu einem
Aussichtspunkt oberhalb von Hammerfest und hatten eine wunderbare Aussicht auf
die Stadt und die umliegenden Inseln. Somit hatte der kaputte Reifen doch auch
ein Gutes. Die Zeit verging schnell und wir konnten bald das eigentliche Rad
wieder ansetzen. Wir fuhren die 56 Km wieder zurück auf die „E6“, auf der
wir dann wieder gen Süden fuhren. Nächsten Ziel waren die Lofoten.
An
diesem Tag fuhren wir aber nur bis Nordkosboten und übernachteten mit anderen
Wohnmobilisten auf einem schönen Rastplatz mit Toilette, die wir uns aber nur
anschauten um dann schnell im King zu verschwinden. Wir waren 478 Kilometer
gefahren.
29.06.
Wir
fuhren Bjervik – Lenvik – Lodingen, dort erkundigten wir uns nach Fährschiffmöglichkeiten
und Campingplätzen, beides wurde uns reichhaltig und ausführlich angeboten.
Wir beschlossen in der Nähe zu bleiben. Wir waren beeindruckt von der
Landschaft, obwohl wir ja noch gar nicht die Lofoten erreicht hatten sondern
erst die Südausläufer der Vesterälen. Die Vesterälen sind übrigens im
Sommer mehr als 2 Monate ohne Nacht. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf
den Vesterälen übrigens auf der Höhe von Alaska und Sibiriens Nordkante.
Dieses Bild hier werden wir wohl nicht vergessen, schneebedeckte Berge, die
bis ans Meer reichen, auf der anderen Seite das Meer und dann ein Grünstreifen
auf dem die Bewohner leben und auf der anderen Seite wieder Berge nur nicht
ganz so hoch wie auf der gegenüberliegenden Seite. Wir fanden einen wunderschönen
Campingplatz in Sordland oder besser gesagt oberhalb Lodingen. Wir kamen uns
vor wie auf einer Alm in den Alpen, wir hörten das Geläute der Glocken wie
sie bei uns von den Rindviechern getragen werden, hier wurden sie von Schafen
getragen. Daß wir nicht auf einer Alm in den Bergen waren, daran erinnerte
uns nur das Kreischen der Möwen, die vom nahen Meer zu uns rüber kamen.
Morgen würden wir nun wirklich auf die Lofoten fahren mit dem Schiff von
Moskenes nach Bodo. Es kam dann aber doch ganz anders. Am Abend haben wir noch
gegrillt, es gab Halsgrad und die letzten Würstchen. Wir gingen zeitig zu
Bett.
30.06.
Das
Wetter war durchwachsen. Es ging weiter Sordland – Melbu, dort warteten wir
auf die Fähre, es war die einzige Möglichkeit um weiter auf den Lofoten gen
Süden zu kommen. Nach ca. 45 Minuten waren wir wieder in dem Schlund eines
Schiffes verschwunden. Wir gingen durch den Salon aufs Vordeck um zu filmen,
aber der Wind war so enorm, dass wir nach wenigen Minuten diesen Platz wieder
verließen. Wir tranken im Salon eine heiße Schokolade und aßen ein Teilchen
(Sweety). Bald waren wir wieder auf festem Boden. Wir fuhren auf der Küstenstraße
in Richtung Süden. Der Himmel war wolkenverhangen, die Berge konnte man nur
ahnen und er Sturm wurde heftiger. Als wir Svolvaer erreichten sahen wir, es
war gegen 13:00, für unsere Begriffe erstaunlich viele Fahrzeuge im Hafen
stehen, die auf die Fähre warteten. Es lohnte sich nicht weiter auf den
Lofoten zu bleiben, das Wetter war zu schlecht. Wir entschlossen uns auch
diese Fähre zu nehmen um wieder aufs Festland zu kommen, außerdem war diese
Fähre viel billiger als die nächste weiter im Süden. Wir stellten uns also
in Reihe 2 der Wohnmobile an Stelle 12 oder 13, es war wohl eher Nr. 13 und
wir warteten. Quicky saß vorn im Cockpit und beobachtete den Sturm und das
Geschehen, es war so richtig Weltuntergangsstimmung.
Die
Fähre kam und ca. 1 Stunde vor Abfahrt, einige Pkw waren schon wieder im
Schlund verschwunden, kam ein Offizier mit 3 Kolbenringen am Ärmel und sagte
uns, dass er im Moment und mit dieser Tour keine Wohnmobile mitnehmen könne,
da der Sturm zu stark sei. Also drehten wir ab und stellten uns auf den
Parkplatz. Es stürmte wie nie, der King wackelte heftig. Ich machte die
Heizung an, denn es war auch kalt geworden. Die Scheiben waren total
beschlagen, aber das spielte auch keine große Rolle, denn draußen konnte man
sowieso nichts sehen vor lauter Regen.
Die
nächste Fähre geht um 17:00, allerdings der Sturm hat noch nicht
nachgelassen. Quicky sitzt im Wohnzimmer und schmökert und ich sitze und
schreibe. Mit uns stehen noch weitere 4 Wohnmobile auf dem Parkplatz oberhalb
des Hafens, auf den wir mittlerweile gefahren sind. Hier merkt man den Sturm
noch etwas besser. Wir hätten uns beide die Lofoten etwas freundlicher
vorgestellt.
Die Lofoten bestehen übrigens aus rund 80 Inseln.
Nördlich davon liegen die Vesterälen, wie vorhin schon erwähnt. Die
Landschaft ist faszinierend, sie ist überwiegend gebirgig, wobei die Berge in
ihrer Höhe nicht zu unterschätzen sind. Sie sind aber baumlos und wirken
teilweise recht wild auf den Betrachter.
Jetzt ist es mittlerweile 17:10. Die Fähren haben
schon Verspätung. Wir wollen heute nicht mehr fahren. Zum einen heißt es die
Fähren nehmen Wohnmobile auf, dann wieder heißt es sie können keine
Wohnmobile mitnehmen, dann wiederum heißt es mal sie nähmen Mobile mit auf
Risiko des Fahrers, das könnten wir uns eh nicht leisten weil wir die
Verantwortung nicht übernehmen können und auch nicht wollen. Eben sagt mir
jemand von der Reederei, dass man erst das Schiff säubern müsse, weil zu
viele Passagiere die Fische füttern wollten, was wohl oftmals nicht so recht
gelang.
Es
ist entschieden, wir bleiben hier. Der Sturm peitscht den Regen gegen die
Scheiben, wir kommen uns vor wie in einer Autowaschanlage, wir werden gar fürchterlich
geschüttelt.
Bis
zum heutigen Tage sind wir 4.325 Km gefahren. Der Verbrauch liegt bei 13,3
Ltr.
Unsere Planung ist und war:
29.06. Lofoten
30.06. Lofoten bis A
01.07. Überfahrt zum Festland
02.07. Fahrt zum Polarkreis
8 Tage Rest bis zur Fähre
Zu fahrende Km pro Tag ^83
Entfernungen Fauske Moi Rana 182
Rana bis Trondheim 547
Trondheim - dal 116
Opdal –Dombas 82
Gudbrandsdal
Dombas bis Lillehammer 160
Lillehammer
bis Oslo 189
Oslo – Hall 114
Hall – Göteborg 202
Das Gudbrandsdal wird etwas mehr Zeit in Anspruch
nehmen. Es ist ein Tal aus dem Bilderbuch. Man hängt alten Bräuchen nach,
ohne es aber zu übertreiben. Etliche Künstler sind inspiriert worden, z. B.
hat der Dichter Henrik Ibsen hier seinen „Peer Gynt“ untergebracht. Auch
Edvard Grieg, der Komponist, ließ sich bei der Vertonung von „Ibsens
Geschichte“ von dieser Landschaft anregen.
01.07.
Um
07:00 ist wecken. Das war zwar nicht ausgemacht, aber das konnten die Möwen
wiederum nicht wissen. Sie kreischten derart laut und intensiv, dass wir nicht
mehr schlafen konnten. Wir waren auf der anderen Seite auch gespannt, ob wir
die Überfahrt machen können oder nicht. Der Sturm hatte sich gelegt. Um
08:00 kam die Fähre, wir zahlten und verschwanden wieder im „Bauch“ der Fähre.
Ich glaube wir beide dachten noch daran, ob das Meer sich wieder beruhigt hat
oder ob die Wellen noch hoch sein würden. Gesagt hat es keiner von uns
beiden. Es war frisch draußen an Deck und ich trug in bewährter Weise wieder
meine Lederjacke, Quicky blieb auch an Deck, die Fähre wiegte leicht und
gleichmäßig nach links und dann nach rechts, vielleicht war es auch
umgekehrt. Wir fuhren an vielen kleinen Inseln vorbei und man erkannte nicht
sehr weit ab vom Schiff einige Untiefen, der Steuermann kannte sich
offensichtlich aus. Wir konnten uns nicht satt sehen an dieser herrlichen
Landschaft. Das hätten wir wahrscheinlich gestern alles nicht gesehen. Plötzlich
tauchte an steuerbord eine etwas größere Insel auf und ein kleines Dorf mit
etwa einem Dutzend Häusern wurde sichtbar. Wir wussten nicht auf welcher
Seite des Schiffes wir zuerst schauen sollten, zumal ich ja auch gefilmt habe
und ich wollte so viel wie eben möglich aufnehmen. Ich merkte zunächst nicht
einmal wie meine Finger etwas steif und unbeweglich wurden durch die Kälte,
den Wind und die doch feuchte Luft. Vergessen war der Sturm des vergangenen
Tages und der vergangenen Nacht, als er versuchte uns in den Schlaf zu wiegen
und das Gegenteil bewirkte. Wir waren wieder auf dem Weg gen Süden, was mir
persönlich nicht behagte, aber ich hatte ja noch einen anderen Punkt auf dem
Nordpolarkreis vor mir, und darauf war ich nun einmal gespannt, damit tröstete
ich mich auch ein wenig, wir waren ja noch sehr weit im Norden. Die letzten 20
Minuten der Fahrt nutzten wir unter Deck uns ein wenig aufzuwärmen bei einer
Tasse heiße Schokolade.
Wir
verlassen die Fähre und nach 30 Km Fahrt halten wir in einem kleinen Ort an
einem Fjord und kaufen uns 4 noch warme Semmeln für je 4 NKR, das sind ca.
0,98 DM. Wir essen sie mit Genuß.
Beim
Km-Stand von 13.270 erreichen wir den Polarkreis in Norwegen. Schon zig
Kilometer vorm Erreichen dieses Punktes wurde die Landschaft karg und kahl, so
wie ich mir eigentlich immer den Bereich um den Arctic Circle vorgestellt
habe. Schneeflecken tauchten rechts und links der Straße auf, der Schnee
verdichtete sich je höher man den Berg hinauf schaute. Kein Strauch oder gar
Baum war sichtbar, soweit man sehen konnte. Die Wolken hingen tief und fegten
über die runden Kuppen hinweg. Ab und an blinzelte einmal die Sonne durch die
Wolken so als ob sie uns zeigen wollte, dass es sie noch gibt. Ja, das
entsprach meinen Vorstellungen, ich fühlte mich wohl. Schon von weitem
erblickten wir auf der linken Seite voraus den runden Bau des
Polarkreiszentrums. Dieses Bauwerk besichtigten wir dann auch zuerst, wir
hatten Glück, denn in ca. 10 Minuten beginnt eine Dia-Show, die wir uns nicht
entgehen lassen wollten. Wir hatten noch den DIA-Vortrag vom Nordkapp im Gedächtnis
und dagegen fiel dieser Vortrag sehr mager aus. Man stellte Norwegen im
Zeitraffertempo insgesamt vor und das war eben hierfür der falsche Ort. Wir
beschlossen nun uns die Umgebung draußen anzusehen. Wir zogen den Reißverschluss
der Jacke etwas höher und gingen hinaus. Quicky hielt es nicht lange aus draußen
und ging zurück zum King. Ich war in meinem Element und zog immer größere
Kreise um das Polarkreiszentrum. Um einen größeren Überblick zu bekommen
erklomm ich eine Anhöhe und war von dieser Umgebung begeistert. Das war
„mein“ Punkt auf dem Polarkreis. Etwas widerwillig ging ich dann ganz
langsam zurück zum King. Quicky erwartete mich schon mit einer heißen Suppe
und dann nahmen wir Abschied vom Arctic Circle und fuhren noch bis MO I RANA.
Ich fuhr nicht so schnell wie sonst all´ die Tage, denn jeder Kilometer, der
mich mehr vom Polarkreis trennte tat mir weh, insbesondere eben dieser Punkt
des Circle, der mir so gut gefiel vielleicht weil er einfach meinen
Vorstellungen entsprach.
Dort
in MO I RANA fanden wir einen Parkplatz, wo wir übernachteten.
02.07.
In
dreizehn Tagen werden wir schon wieder im „tiefen Süden“ sein. Am
liebsten hätte ich kehrt gemacht. Quicky zeigte diese Ambitionen nicht. Ich
gehorchte. Wir gingen in die City und kauften Semmeln, wie sie in Bayern
genannt werden. Gleichzeitig schauten wir uns die Auslagen in den Geschäften
an und bummelten ein wenig, mir war jeder Aufenthalt recht. Zum Bäcker gingen
wir zwei Mal, weil wir die „Kronen“ im King vergessen hatten.
Die
Straßen blieben schmal, es ging entlang der Fjorde, rauf auf den Berg bis zum
Schnee, kaum waren wir oben da hieß es „low gear“ und es ging wieder talwärts.
Wir bestaunten einige kleine Dörfer der Lappen und bewunderten die Leute, die
hier wohnen. Ich liebe die Einsamkeit über alles, allerdings hier hätte ich
mich auch erst dran gewöhnen müssen, ich hätte es aber geschafft. Unsere
Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei gerade 50 Km/h, die Pausen wurden hierbei
nicht eingerechnet, aber das erklärt sich ja von selbst.
Am
späten Nachmittag kam ein kleiner Campingplatz an einem See in Sicht, an
dessen Ufer wir schon eine gewisse Zeit entlang gefahren waren. Wir suchten
eine halbwegs ebene Fläche für unseren King. 12 Volt ausgeschaltet, 220 Volt
einschalten, fertig. Wir schlenderten hinab zum See. Wieder bestaunten wir
diese herrliche Umgebung und die Landschaft. Nach dem 2 Möwen mehrere
Angriffe auf uns gestartet hatten, die wir erfolgreich abwehren konnten,
gingen wir zurück in Richtung King. Die beiden hatten wir wohl gestört oder
wir waren zu nahe an ihre Brutstätten geraten. Sie hatten bestimmt nichts
gegen uns. Wir plauderten noch mit 2 Deutschen Ehepaaren, die mit Gespannen
unterwegs waren vom Nordkapp kommend. Da gibt es natürlich viel zu erzählen
und Erfahrungen auszutauschen.
Wir
setzten unseren Spaziergang fort immer wieder die Sonne beobachtend,
mittlerweile war sie wieder da, rätselnd wie rot sie denn wohl heute am
Horizont stehen würde. Ich wünschte mich bei diesen Situationen immer wieder
zum Nordkapp zurück aber mehr und mehr Kilometer setzten sich zwischen uns
und den fast nördlichsten Punkt des Europäischen Festlandes.
Ich
dachte noch einmal an den heutigen Nachmittag und die Fahrt bis hierher. Die
Sonne schien immer öfter. Wir hatten sogar noch einmal angehalten und einen
kleinen Sparziergang an einem tosenden Wildbach gemacht. Gegen 14:00 hatten
wir noch ein nennenswertes Erlebnis. Wir verließen Nord Norge, dies wurde uns
durch ein großes Gebilde mitgeteilt, welches aus Holz gefertigt über die
Straße gebaut worden war. Es bestand rechts und links aus querliegenden
Holzbalken in einer Länge von ca. je einem Meter, dazwischen hatte man
senkrechte Hölzer gefertigt in den Farben oben blau dann weiß und dann rot.
Die Hölzer lagen dicht beieinander und waren gefaltet, wie wenn man ein Blatt
Papier im Format Din A4 6 bis 8 mal faltet. Das war das Wahrzeichen von
Nordland, wir waren nun auch schon wieder südlich von dieser „Grenze“.
Wir kamen uns also schon weit im Süden vor, dabei hatten wir noch nicht
einmal Trondheim erreicht. Auch an diesem Wahrzeichen hielten wir selbstverständlich
an um zu Filmen aber auch um Abschied von Nord Norge zu nehmen.
Unser
Weg führte uns dann weiter nach Namdalen und wir erreichten das Trondelag.
03.07.
Die
Nacht war ruhig und wir setzten uns in Bewegung nach Trondheim. Ich war
gespannt wie die Stadt wohl ausschauen würde. Zum letzten Male hatten wir sie
vor 19 Jahren gesehen, damals war sie Wendepunkt unserer Reise zurück gen Süden,
als wir die Fjordlandschaft von Norwegen besucht haben.
Ca.
150 Km vor Trondheim werden die Straßen etwas breiter vor allen Dingen aber
besser. Wir durchfahren noch einmal einige Tunnels, für die wir dann später
auch zahlen müssen. Die Gegend wird lieblicher, saftiges Grün taucht wieder
auf und die Berge haben keine weißen Flecken mehr, es wird auch wärmer und
meine Erinnerung und mein ganzes Denken liegt im Bereich von Nord Norge, mir
ist zum Heulen zumute, aber das tut man ja nicht und es würde wohl auch nicht
auf Verständnis treffen. Ich fresse den Schmerz in mich hinein. Die Täler
werden weiträumiger. Mit diesen Gedanken erreichen wir Trondheim und fahren
zum Hafen. Dort soll es einen Stellplatz für Wohnmobilisten geben mit Möglichkeiten
der Ver- und Entsorgung. Pir 2, so zeigt uns ein Schild den Weg und um die
Ecke biegend sehen wir schon zahllose Wohnmobile dort stehen. Wir gesellen uns
zu ihnen und stellen unseren King ab. Wir dürften jetzt 5 Tage kostenlos
stehen bleiben, so sagt die Vorschrift.
Wir
machen uns „landfein“ oder in diesem Fall besser „stadtfein“ und
bummeln durch die Straßen von Trondheim. Wir bestaunen die Lagerhäuser, die
dicht gereiht an einem Kanal entlang der Straße stehen. Von hinten betrachtet
sieht man, dass sie auf Pfählen stehen, denn ein großer Teil der Stadt ist
von Kanälen durchzogen. Die Fronten sind mit unterschiedlichen Farben
gestrichen und es ergibt sich ein buntes Bild, wie wir es schon von Prospekten
her kannten. Der Weg führt uns dann selbstverständlich auch zum Dom, zur
Nidaros Domkirche, die uns ungemein beeindruckt. Mir gelingt es gerade noch
ins Innere zu schlüpfen, denn man will schließen, es ist 15:45. Ich erfahre
dann, dass um 16:00 geschlossen wird. Quicky steht noch draußen und lauscht
den Erklärungen einer charmanten Dame, die in einen langen dunkelroten Mantel
gehüllt ist. Mir ist schon warm und ich bin nur mit einem Hemd und einer dünnen
Hose bekleidet.
Zurück
gehen wir noch durch einige kleine Gässchen, hier ist ein Trondheim, wie es
dem Touristen nicht gezeigt wird. Wir suchen eine Pizzeria auf, die uns wärmstens
empfohlen wurde. Wir bereuen es nicht. Eine Wendeltreppe führt uns in ein
Kellergewölbe. Diese Treppe wären wir nie hinab gestiegen, wenn man es uns
nicht erklärt hätte. Unten angekommen sind wir trotz „Vorwarnung“ noch
einmal angenehm überrascht. Vor uns tut sich ein kleiner Raum auf, links an
der Wand 2 kleine Tischchen für je 4 Personen, es stehen Kerzen auf jedem
Tisch. Die Wände werden durch kleine Lampen oberflächlich erhellt. Rechts
steht auch ein kleiner Tisch an der Wand. Der Raum wird nach vorne hin
abgeschlossen durch eine Theke mit 3 Barhockern und hinter dieser Theke steht
ein Schwarzer, der sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmert, zumindest
nehmen wir das an. Wir bestellen 2x Pizza, 1 Bier, 1 Limonade, diesen Begriff
kennt man nicht, dafür kommt dann 1 Wasser, welches geringfügig nach Zitrone
schmeckt. Als der Kellner dann eine Pizza in den Ofen schiebt klappen unsere
Kinnladen nach unten. Sie ist so groß wie ein Rad unseres King. Sofort kommt
uns der Gedanke, dass wir besser wohl nur eine oder gar eine halbe hätten
bestellen sollen. Nun, wir orderten zwei. Dann kam aber doch alles ganz anders
und wir brauchten uns nicht zu überfressen. In der Mitte des Gewölbes steht
ein Tisch und darüber hängt eine Infrarotlampe. Die nun fertige Pizza wird
in einen Korb unter die Lampe gelegt. Sie ist schon in viele kleine Stücke
angeschnitten und nun können wir so lange Pizza essen, bis wir sie nicht mehr
sehen können. Wir können aber auch vorher aufhören. Immer, wenn eine Pizza
alle ist, wird eine neue aufgelegt. Die weitere Pizza ist dann anders belegt
als die vorherige. Was mich an der zweiten störte waren die Ananasstücke.
Wir geben also auf, an der ersten Pizza hatten sich andere Gäste auch
beteiligt. Wir trinken noch einen Kaffee auf Kosten des Hauses, den uns der
Kellner anbietet. Sehr viel langsamer gingen wir zum King zurück und sonnten
uns. Am Abend bewaffneten wir uns mit der Kamera und dem Fotoapparat, wie wir
es schon viele Male auf dieser Reise gemacht hatten um den Sonnenuntergang
festzuhalten. Wir erlebten einen romantischen Sonnenuntergang Somit gingen wir
kurz nach 00:00 zu Bett. Ein wunderschöner Tag mehr geht zu Ende.
04.07.
Wir
lassen uns Zeit, denn wir haben gut geplant auf unserer Reise und es besteht
kein Grund zu Eile. Im Gegenteil, wir sind eigentlich schon etwas weiter als
wir hätten sein müssen. Um 09:00 haben wir schon wieder 19.5 ° C. draußen
und im King sind es bereits 22,5 ° C. Wir entsorgen hier in Trondheim unser
Abwasser und versorgen uns wieder mit Frischwasser. Dann geht es bis Dombas,
ein nettes kleines aber heftig pulsierendes Städtchen. Wir tätigen einige
Einkäufe und gehen noch einmal zum Touristoffice um einiges über das
Gudbrandsdal zu erfahren. Dies ist ja auch Peer Gynts Reich. Die Legende erzählt
übrigens von einem König, der den Göttern einen Sohn schenkte. Der Bub hieß
Brand und so entstand der Name Gudbrand. Das längste Tal Norwegens erhielt
also diesen Namen. Das Tal beginnt westlich des Sees Lesjaskogratnet bei
Bjorli in 612 m MSL und endet am Nordende des Mjosa Sees, 412 m niedriger, das
ist eine Strecke von 203 Km. Im Süden
liegt übrigens die nun jedem bekannte Stadt Lillehammer, die wir später noch
besuchen werden.
Es
ist heiß hier in Dombas und wir entschließen uns nur noch wenige Kilometer
zu fahren um dann im Grünen etwas oberhalb des Flusses unser „Lager“
aufzuschlagen.
Wir
finden diesen Platz sehr schnell. Wir stehen etwas abseits von weiteren 5 oder
6 Campern oberhalb des Flusses, auf den wir hinab schauen können. Wir
erlauben uns unseren Camper oberflächlich zu waschen und dann ist Pause
angesagt. Wir liegen in unseren Stühlen und lassen es uns gut gehen.
05.07.
Weiter
geht es durch dieses schöne Tal. Es erinnert uns ein wenig an unsere Heimat
Bayern und an Gebiete in Austria. Immer wieder finden wir Hinweise auf Peer
Gynt, wie nach ihm benannte Wanderwege oder Museen etc.
Dieser Peer Gynt ist eben eine Berühmtheit Norwegens, die der
Weltkultur angehört. Er war aus Fron, Bauer in Haga. Er hat einen Dichter zu
einem Meisterwerk veranlasst (Henrik Ibsen). Der Komponist Edward Grieg
schrieb dann die Musik dazu. Es gab ihn wirklich, diesen Peer Gynt. Seine
Familie kann mehrere hundert Jahre zurück verfolgt werden.
Im Theater kann man ihn sehen in Kniehosen, Zipfelmütze
und kurzem Rock, immer ausgelassen wir ein Füllen. Am besten aber stellt man
ihn sich vor im Gebirge unter weitem Himmel. Man stellt sich vor, wie er flüchtend
Rentiere schießt und wie er am Abend über die mondbeschienene Heide wandert
oder bei Sturm und Unwetter in der Sennhütte sitzt bei offenem Feuer, während
ihn die Kobolde aus dem Dunkel rufen.
Es gibt zur bestimmten Zeit ein Festival „Peer
Gynt“.
Wir
verlassen die E6 und schauen uns Lillehammer an. Vor 19 Jahren waren wir schon
einmal hier, aber es ist nicht wiederzuerkennen. Wir schlendern durch die Fußgängerzone
Storgate, es soll Norwegens schönste Fußgängerzone sein, zumindest ist sie
durch die XVII Olypischen Winterspiele weltweit bekannt geworden. Quicky kauft
eine Strickjacke, wie wir sie vor wenigen Tagen noch gut hätten brauchen können,
aber der nächste Winter kommt ja bekanntlich bestimmt, auch bei uns in
Deutschland. Z. Zt. kommt man schon ins Schwitzen, wenn man sich nur die
Plastiktüte anschaut in der sie sich befindet.
Nachdem
wir uns auch das neue Einkaufszentrum an der E6 angeschaut haben kaufen wir
noch eine Elchwurst und eine Rentierwurst und dann geht es weiter. Nach
einiger Zeit fahren wir ab von der E6 um einen Campingplatz aufzusuchen. Es
ist spät genug geworden. Wir folgen lange Zeit einer recht schmalen Straße,
nachdem uns ein Einheimischer auf die richtige Spur gesetzt hat. Der Platz ist
überfüllt. Wir sollen uns außerhalb hinstellen ohne Strom für 100 NKR, das
wollen wir nicht. In entgegengesetzter Richtung, ca. 20 Km entfernt ist noch
ein Campingplatz. Die Straßen werden immer schlechter, es staubt wie in der Wüste
und der King zittert als führen wir auf einem riesigen Waschbrett. Er tut mir
richtig leid. Stop, hier ist der Platz. Angeblich ist auch noch ein Stellplatz
frei, allerdings auch ohne Strom an einem kleinen Hafen. Wir akzeptieren. Wir
stehen auf einer Grasfläche, rechts, vor uns und links stehen Wohnwagen,
Wohnmobile und Zelte, wir fühlen uns nicht recht wohl in der Mitte, aber es
ist sehr ruhig. Manchmal kommt ein Fahrzeug und dann erkennt man in dem Staub
sehr gut die Strahlen der Sonne zwischen den Bäumen. Nachdem wir uns noch ein
wenig gesonnt haben beginnen wir mit dem obligatorischen Rundgang zur
Erkundung. Für die Duschen brauchen wir eine Münze, wir duschen nicht. Für
die Sanitärgebäude mit Waschräumen benötigen wir keine Münze.
Gegen
22:10 erleben wir einen Sonnenuntergang, wie wir ihn noch nicht gesehen haben.
Wir wollen noch unsere Fotoausrüstung holen, aber als wir zurück kommen ist
es schon zu spät, die Sonne ist verschwunden. Wir werden ihn in Erinnerung
behalten. Die Nacht ist viel zu kurz, trotz 3 offener Dachluken und eines
offenen Fensters war es unerträglich heiß.
06.07.
Wir
frühstücken draußen. Um 09:00 haben wir schon 20 ° C. Es wird wieder heiß.
Also zuckeln wir wieder los und hinterlassen abermals eine riesige Staubwolke,
obwohl wir max. 20 Km/h fahren eher langsamer. Nach 78 Km. verlassen wir die
E6 wieder und fahren 7 Km in Richtung Küste. Vor uns taucht ein schöner
Campingplatz auf. Vielleicht sei noch erwähnenswert, dass wir an der Grenze
noch einmal auf Schwedischer Seite anhalten. Wir gingen noch einmal nach
Norwegen zurück um 2 Ansichtskarten zu kaufen. Wir schreiben sie gleich und
werfen sie auch dort noch in den roten Kasten. „Herzliche Grüße aus
Norwegen“.
Nun
sind wir auf dem Campingplatz. Wir suchen uns einen schönen Stellplatz und
gehen über die Klippen zum Meer, wo wir uns niederlassen um die schöne
Landschaft zu genießen und den Blick über das Meer schweifen zu lassen. Wir
holen uns einen satten Sonnenbrand. Lt. einem Telefonat aus der Heimat hätten
wir so weit nicht zu fahren brauchen, den hätten wir uns auch dort holen können.
Wer weiß. Das war ja aber auch nicht der Grund unserer Reise. Der
Campingplatz hieß übrigens Lökholmens Camping.
07.07.
Die
Sonne steht hoch am Himmel, als wir aufstehen, es ist 09:15, aber heute ist ja
auch Pause angesagt. Am Abend zuvor haben wir noch bis 22:20 der Sonne
nachgeschaut. Jetzt um 10:50 haben wir 24,9 ° C. Ich werde mich wohl im laufe
des Tages im King verkriechen, Zunächst klettern wir aber nach dem Frühstück
wieder über die Felsen in Richtung Meer um noch einmal diesen herrlichen
Anblick zu genießen. Wir schauen auf das Meer und auf die vielen kleinen
Inseln, die kleinen roten Häuser und die weißen Leuchttürme, die im krassen
Gegensatz der Farben markant auf einem kleinen Fels im Meer stehen. Wir opfern
auch noch 1 ½ Minuten Film. Ich habe „opfern“ geschrieben, weil wir nur
noch 10 Minuten Film übrig haben. Es ist aber notwendig.
Mittlerweile
sitze ich wieder im King und es ist so warm geworden, dass auch Quicky in den
King gekommen ist. Ich schaue auf die runden Felsen, die den Blick auf das
Meer verhindern, aus den Lautsprechern im Radio erklingt die Melodie Mondlicht
von Cats, ich habe eben eine CD aufgelegt. Quicky liegt auf dem unteren Bett,
welches eigentlich Vanessa gehörte, wenn sie dabei wäre, aber sie ist es
nicht. Es erklingt „Wiener Blut“. Es ist gemütlich hier und wir sind
nicht direkt der Sonne ausgesetzt.
Gegen
Abend gehen wir noch einmal an den Strand und nehmen Abschied von dieser
herrlichen Kulisse. Morgen geht es weiter nach Süden, mir ist nicht wohl bei
dem Gedanken, ich hätte es wissen müssen, dass auch diese Zeit einmal vorüber
geht.
08.07.
Wir
lassen uns wieder viel Zeit, dann wieder die entsprechenden Vorbereitung und
Checks, Sicherheitsüberprüfung, die 100 PS surren wieder, wie die ganze Zeit
vorher auch. Langsam fahren wir zurück zur E6. Bei Tanum fahren wir noch
einmal ab, die Felsen in dieser Gegend tragen Zeichen oder Zeichnungen aus der
Bronzezeit. Man erkennt in den Fels geritzte Krieger, Musikanten und auch
Schiffe, die nahezu identisch sind mit den Wikingerbooten.
Die
Temperatur beträgt 21 ° C.
Gegen
14:00 fahren wir wieder einmal ab von der E6 wieder in Richtung Meer. Wir
wollen nach Trellebystrand. Wir entdecken den Campingplatz sofort. Unser
Km-Stand mittlerweile 14.664. Der Platz liegt in einer Bucht und wir entdecken
sofort eine Unmenge von Quallen. Wir bleiben nicht lange am Strand. Quicky
zaubert einen Salat, wir grillen. Ich habe die Stena-Line angerufen, weil wir
schon am 10.07. übersetzen wollen statt am 11.07. Somit haben wir noch einen
Tag mehr in DK. Es bleiben uns noch 5 ½ Tage mit unserem King. Es gab Steak
und Schnitzel zum Essen. Wir wollten uns ein wenig die Beine vertreten, im
Endeffekt wurden 2 ½ Stunden daraus. Während dieses „kleinen“
Spazierganges entdeckten wir einen weiteren kleinen Campingplatz in einer
Mulde voraus. Er war ganz von Felsen umgeben, nur eine schmale Seite war offen
nämlich die zum Meer hin. Wir stahlen uns auf den Platz, er interessierte
uns. Wir kletterten auf die Klippen und setzten uns auf die von der Sonne erwärmten
Steine. Mittlerweile war es 21:15 geworden, die Sonne würde gegen 22:10 ins
Meer eintauchen. Wir hatten lange nichts von unserem Jhonny gehört, also
riefen wir in an aus dieser Idylle. Bei ihm zuhause war alles in Ordnung. Es
wurde ein sehr schöner Sonnenuntergang, zufrieden gingen wir zum King zurück.
Wir
sitzen noch einen Moment auf der „Terrasse“ bevor wir zu Bett gegangen
sind. Wir hatten eine hohe Luftfeuchtigkeit und es wurde unangenehm hier draußen.
Wir haben um 23:30 den Eindruck, dass es wieder dunkel wird und wir schalten
das Licht im King ein. Wir haben es nie vermisst, dass es nicht dunkel wurde.
Es stört uns ein wenig. Wir schlafen wunderbar.
09.07.
Die
übliche Zeremonie, dann fahren wir langsam weiter, leider immer in Richtung Süden.
In Lysekel, im nächsten Ort mit kleinem Hafen, herrscht emsiges Treiben. Auf
dem Dorfplatz spielen 4 alte Herren nette Musikstücke. Die Straßen sind mit
Fähnchen geschmückt, wie wir es ja nun schon oft gesehen haben. Die Menschen
hasten nicht von einem Geschäft zum anderen sondern sie schlendern und lassen
sich Zeit, wie wir es beinahe jetzt 4 Wochen lang beobachten konnten. Wir
wollen heute noch den Hafen von Göteborg anfahren.
Auf
dem Rückweg gehen wir in ein Fischgeschäft am Hafen und kaufen 2 große
Lachssemmeln, eine mit geräuchertem und eine mit Marinade eingelegtem Lachs.
Quicky hat beide genussvoll verzehrt. Ich bekam dafür Pepperoni-Würstchen.
Den restlichen Kartoffelsalat verzehrten wir beide gemeinsam auf einem
Rastplatz ca. 30 Km vor Göteborg. Hier liefen wir gegen 17:45 ein. Es dauerte
lange bis wir den Entschluß gefasst hatten uns auf einen Parkplatz der
Stena-Line zu stellen. Wir waren Nr. 3. Jetzt ist es 22:30. Wir sitzen im King
und schauen zu, wie sich eine Fahrspur nach der anderen füllt mit Fahrzeugen,
die auf die Fähre warten, die um 23:30 ablegen wird. Aus den drei Fahrzeugen
hier wurden mittlerweile mehr als ein Dutzend. Die Sonne ist hinter den Häusern
der Stadt verschwunden, es wird Nacht, der Himmel hat sich rot verfärbt. Wir
haben noch kein Licht gemacht, uns fasziniert ein wenig die Hafenatmosphäre
und das Treiben hier. Dies wird die letzte Nacht in Schweden sein.
Aus den Lautsprechern erklingt: Ich bin kein Dichter kein Poet...
Morgen
werden wir die Fähre um 09:30 nehmen, die uns dann nach DK bringen wird.
Adios Sverige.
10.07.
Quicky
steht um 06:30 auf. Sie hat nicht viel geschlafen. Ich schaffe es mein
Aufstehen um 45 Minuten zu verzögern. Wir fahren den letzten Kilometer in
Schweden und stehen als No. 1 auf Spur 6. Das Frühstück schmeckt, nebenbei
gibt es viel zum Sehen, u. a. kommen wohl ein Dutzend Motorräder, die auch
mit auf die Fähre wollen. Dann kommen wir in Druck. Der Mann in Rot von der
Stena-Line winkt uns unser Triebwerk zu starten und loszurollen, aber ich
stehe noch im Bad und putze mir die Zähne, also fahren zunächst Pkw auf die
Fähre, aus diesem Grund wird dann die Einfahrt auf die Fähre etwas enger.
Wir stellen den King ab und begeben uns an Deck Nr. 11 und legen auch bald ab.
Der Diesel surrt, wir verlassen mit nicht einmal halber Kraft den Hafen, dann
nach ca. ½ Stunde geht ein Zittern durch den Rumpf, volle Kraft voraus. Wir
fahren auf einer quirlenden weiß/hellgrünen „Straße“, die von den
Schrauben verursacht wird. Adios Göteborg, freundliche Stadt Schwedens, adios
Sverige, Du Land der Freude, du Land der Freundlichkeit, der Weite und der noch
inneren Ruhe. Wir werden Dich vermissen.
Wir
kommen pünktlich vom Schiff, nicht ohne dass Quicky mich auf einem rot
metallic farbenen Feuerstuhl fotografiert hat.
Wir
fahren wieder gen Norden, allerdings nur 40 Km, dann erreichen wir Skagen, es
ist viel Betrieb auf der Straße und es ist hektisch, wie wir es fast 4 Wochen
nicht gekannt haben. Wir vermissen die Ruhe. Nach weiteren 7 Km erreichen wir
die Spitze Dänemarks, wir erreichen Grenen. Wir trauen unseren Augen nicht,
so viele Fahrzeuge und Menschen sind hier. Für 5 Kronen stellen wir unseren
King im heißen Sand ab. Wir stapfen durch den weißen weichen Sand, der
Schweiß läuft in Strömen, wo immer er nur laufen kann. Wir verzichten auf
einen Wagen zu steigen der von einem riesigen Traktor gezogen wird. Am Wasser
angekommen wird der Sand etwas fester. Wir gehen in eine Richtung in der es
schwarz von Menschen ist. Man erkennt schon an der Form, die durch die
Menschen gebildet werden, welche Form dieses Stück Land haben muß. Dann
erreichen auch wir den Punkt zwischen Skagerrak und Kattegat.
Wir
bewundern wie alle anderen den Fluß der Wellen, sie schlagen einmal gen Osten
und einmal gen Westen. D. h. die Wellen schlagen gegeneinander und die Gischt
spritzt hoch. Auch hier filmen wir noch einmal. Dabei erwischen wir auch einen
dieser Traktoren mit einem einachsigen Hänger, der wieder einmal eine Fuhre
Menschen abwirft.
Wir
verweilen nicht lange hier, denn für 5 Kronen kann man 50 Minuten parken. Es
sind schon 55 Minuten vergangen. Jenseits der Dünen ist es wieder unerträglich
heiß und wir fahren bald nach Skagen zurück, wo wir noch durch die Stand
bummeln. Ich gehe zum King zurück und Quicky kauft noch 2 Riesenbockwürste
mit Senf und Ketchup und getrockneten Zwiebeln und frischen Zwiebeln und
Gurkenscheiben und gelblicher Marinade und das alles liegt in einer langen
Semmel. Es ist kein Wunder, dass beim Reinbeißen fast alles nach außen
quillt, es gibt eine riesen Sauerei. So sahen wir dann auch aus. Wir fanden
Reste vom Kingboden bis zu unserer Nasenspitze, nur die einzelnen Marinaden
waren nicht mehr erkennbar. Geschmeckt hat es ausgezeichnet. Beim nächsten
Mal werden wir alles auf einen Teller legen und es mit Messer und Gabel
verspeisen.
Nachdem
wir uns gereinigt haben fahren wir weiter. Neugierig wie wir sind folgen wir
einem Schild „Sehenswürdigkeiten“ und fahren in einen schmalen Waldweg.
Nach ca. 1 ½ Kilometern kommen wir an einer Holzbarriere zum Stehen. Vor uns
in etwa 150 m Entfernung türmen sich ca. 20 m hohe Sanddünen auf. Wir schließen
den King ab und stampfen durch den Sand in Richtung Düne. Etwas außer Atem
erklimmen wir sie dann auch noch, es ist erlaubt, um in geringer Entfernung
eine weitere hohe Düne zu sichten. Wir entschließen uns nicht weiter zu
gehen und kehren um. Es sind schon hohe Dünen, so etwas haben wir vorher noch
nicht gesehen.
Es
geht weiter in Richtung Hirtshals, aber nur einige Kilometer, dann folgen wir
dem Schild „Camping 7 Km“, das kommt uns gerade recht. Man macht uns per
Schild auf Steinschlag aufmerksam. Wir hatten es noch nicht ganz wahrgenommen,
da gab es auch schon einen Schlag an der Windschutzscheibe. Ein Kleinbus, der
uns entgegen kommt hat Steine aufgewirbelt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung war
40 Km/h. Der fuhr bestimmt mehr als 60 Km/h. Wir sehen 2 Löcher in der
Scheibe, was sich bei genauerer Betrachtung allerdings als 2 tote Fliegen
erkennen lässt. Uns fällt ein Stein vom Herzen, das hätte gerade noch
gefehlt. Auf dem Campingplatz angekommen untersuchen wir die Scheibe noch
einmal genauer, Gott sei Dank nichts. Schon bei der Ankunft
macht
dieser Platz einen guten Eindruck auf uns. Wir fühlen uns sofort wohl auf
Skiveren Camping. Das erste Mal bekommen wir ein Gefühl von „Urlaub“,
Urlaub in einer Form, wie wir es seit vielen Jahren kennen, wie wir ihn mit
dem Wohnwagen gemacht haben. Stühle und Tisch raus. Unser Platz ist so groß,
daß man bequem 2 Wohnmobile unterbringen könnte und alle hätten Platz
genug. Also Urlaub, anderer Urlaub. Diese Stimmung kann vielleicht nur
derjenige beurteilen, der in einem großen Urlaub so unzählig viel
unterschiedliche Stimmungen und Wahrnehmungen erleben durfte.
Nach
der Pause sehen wir uns den Platz genauer an. Wir gehen auch zum Strand. Durch
die Dünen ist ein Durchbruch gemacht worden, wo wir hindurch gehen. Der Sand
ist weich und weiß und warm. Es ist auch hier wunderschön. Was ganz
unangenehm auffällt sind die Fahrzeuge hier am Strand. Nun ist es schon verhältnismäßig
spät und somit sind es nur noch wenige Fahrzeuge. Wir versuchen sie zu übersehen
in diesem Bild von Sand und Dünen und Meer.
Wir
schultern dann noch einmal unsere Kamera um auf den Sonnenuntergang zu warten.
Bei jedem Foto hoffen wir, dass die Kamera bei dem Sturz am Nordkapp nur äußerlich
beschädigt ist. Sie war es Gott sei Dank.
11.07.
Der
Tag vergeht wie im Fluge. Das Wetter könnte nicht besser sein. Am Tage 23 bis
26 ° C., die Nächte sind kühl, somit kann man gut schlafen und es ist
Erholung pur. Wir machen Spaziergänge und lassen die Seele baumeln. Am Abend
bummeln wir noch einmal zum Strand. Auf dem Rückweg gehen wir den Klängen
einer Band nach und gelangen zum campingeigenen Restaurant. Wir lauschen
diesen Klängen ein wenig und genehmigen uns ein Eis. Quicky antwortet auf die
Frage hin: „Mit Schaum“?, „ja, aber nur ein wenig“. Ich stimme
begeistert zu und meine „damit es kann auch mehr sein.“. Wir stellen dann
fest, dass dieser Schaum aus reinem Zucker besteht. Ich hatte mehr an
Schlagsahne gedacht. Egal, es hat auch geschmeckt. Am King zurück war es
schon wieder 23:45. Morgen geht es endgültig heim. Ich bin voller Wehmut und
möchte eigentlich gar nicht zu Bett gehen und wünschte mir, dass die Zeit
stehen bleiben möge. Sie wird aber nicht stehen bleiben, ich weiß es.
Einige
Zeit später genehmigt Quicky, dass wir noch einen Tag in der Heide bleiben,
ich freue mich riesig, wieder ein Tag mehr unterwegs. Nein, wir stellen sogar
fest, dass es 2 Tage sind, um die ich mich vertan habe.
12.07.
Entgegen
unserer ersten Planung den King noch zu putzen lassen wir es dann doch. Gegen
11:00 sind wir wieder on the road. Auf der rechten Seite wird die Straße gesäumt
von hohen Dünen, dahinter bleibt das Meer verborgen. Hin und wieder treten
die Dünen zur Seite und geben den Blick frei auf kleine nette Feriendörfer
oder es taucht auch ein Fischerdorf auf. Im Augenblick stehen die Kutter im
Hafen und warten auf den nächsten Fangeinsatz. Es ist eine herrliche Kulisse
und die 200 Km vergehen sehr schnell obwohl wir uns viel Zeit während der
Fahrt lassen.
Dann
steuern wir den letzten Campingplatz an für diese Reise. Er liegt direkt an
der Küstenstraße, das kleine Dörfchen in der Nähe heißt Bovbjerg. Der
Platz ist ganz akzeptabel. Neben uns steht ein VW-Bus aus dem recht laut
Hottentottenmusik zu hören ist. Wir entscheiden uns für einen Spaziergang zu
den Klippen und besichtigen einen uralten Leuchtturm aus dem Jahre 1878, wie
wir später erfahren. Er strahlt sein Licht trotz des hohen Alters immer noch
bis auf eine Entfernung von 35 Km aus in Richtung Meer. Wir besichtigen alte
Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und ich werde etwas still und lasse einige
Bilder Revue passieren, die ich im laufe der Jahre dokumentarisch und auch aus
eigenem Interesse gesehen habe. Immer wieder tauchen auch Bilder des Küstenabschnittes
auf aus der Normandie, wo damals zigtausende umgekommen sind auf beiden Seiten
der Kämpfenden.
Auch
dieser Tag vergeht viel zu schnell, noch einmal schauen wir zu wie die Sonne
untergeht und denken sehnsuchtsvoll an die Nacht in der sie nicht im Meer
„versank“.
13.07.
Wir
lassen uns mehr Zeit den je, trotzdem geht es weiter. Die Gegend ist weiterhin
sehr schön und interessant. Bei Hvide Sand entdecken wir noch einen wunderschönen
Campingplatz aber nun drängt eben mal die Zeit ein wenig und wir fahren
weiter. Wir fahren durch den Elbtunnel. Danach fahren wir von der Autobahn ab
um noch ein paar schöne Stunden in der Heide zu verbringen. Wir wollen noch
einmal gemütlich zu Abend essen, also fahren wir auf der Landstraße parallel
der AB. Wir stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist ein Lokal zu
finden. Entweder gefällt es uns nicht oder aber „Mittwochs Ruhetag“. Wir
biegen ab nach Undeloh und sehen auf der linken Seite einen Dorfkrug, der uns
von außen zusagt. Er hat geöffnet. Wir ziehen uns um und gehen hinein. Es
ist mittlerweile spät geworden um zu Essen, aber man hat zugesagt. Es ist
immerhin schon 21:45. Das Pils schmeckt köstlich und nicht nur das eine, es hätte
ja auch Zufall sein können. Quicky bekommt noch einmal ihre heißgeliebten
Matjes und ich die heißersehnten Bratkartoffeln mit Sülze. Nach einem
gelungenen Mahl verabschieden wir uns und fahren weiter. Wir parken später
neben einem Lkw aus DK, auf der anderen Seite von uns fährt später ein
Gespann ein. Es gefällt uns nicht sonderlich aber wir wollen nicht mehr nach
Hause fahren und somit bleiben wir hier. Ich kaufe noch eine Dose Bier und
eine Flasche Cola und dann setzen wir uns mit unseren Stühlen neben unseren
King. Die Vorzeltleuchte spendet das notwendige Licht, noch einmal eine ganz
andere Stimmung in diesem Urlaub.
14.07.
Unser
letzter Tag beginnt. Mir ist wirklich zumute als sei es der letzte Tag. Ich
weiß nicht wie spät es ist, es ist mir auch gleich. Eine der wenigen
Momente, wo ich keine Uhr benötige in meinem Leben. Wir melden uns bei meiner
Mutter zum Frühstück an und teilen ihr mit, dass wir gegen 10:00 da sind.
Sie freut sich natürlich.
Nun
haben wir die letzten 100 Kilometer vor uns bis nach Borgentreich. Es ist
schon eine Ölspur für uns und entsprechend langsam fahren wir auch. Als wir
dort angekommen sind stehle ich mich nach einigen Stunden noch einmal davon
und fahre mit unserem King zur Twiste Talsperre. Ich bin noch einmal für eine
knappe Stunde alleine mit ihm und genieße die 87 KM.
Dann
putzen wir ihn so, als wenn er uns gehörte, außen und innen. Er glänzt mehr
als am ersten Tag. Wir packen alles in den Audi, so wie es vor 4 Wochen der
Fall war. Wir bringen ihn weg, der nächste Mieter wartet schon.
Am
Nachmittag beginnt dann die Geburtstagsparty von Dieter. Mir ist nicht nach
Feiern zumute. Ich hänge meinen Gedanken nach und lasse viele Passagen der
Fahrt Revue passieren.
Hier
wird es am Abend wieder finster, finster ist es auch in mir. Ich bin lustlos
und missmutig. Viel denke ich an diese Reise, nicht nur die nächsten Tage und
Wochen.
Einiges Wissenswerte für diejenigen, die es interessiert !
Die
Kirchen in Tervola
Tervola ist in der Geschichte Finnlands durch den
Ethnographen Matias Alksanteri Castren bekannt geworden. Tervola wurde erst
1890 eine selbständige Pfarrgemeinde.
Die erste Kirche in Tervola wurde 1627 neben der
jetzigen alten Kirche gebaut. Ungefähr 60 Jahre später wurde sie abgerissen,
weil sie wahrscheinlich zu klein geworden war. Angeblich soll der Zustand
nicht mehr gut gewesen sein. Im Jahre 1687 wurde eine neue Kirche gebaut und
nach der Wiederherstellung 1950 wird sie heute nur noch im Sommer und zu
Weihnachten benutzt. Die äußerst wertvolle und ziemlich gut erhaltene Kirche
stellt die Bautradition der Holzkirchen des 17. JAHRHUNDERTS dar. Es gibt nur
wenige Exemplare davon.
1864 wurde eine neue größere Kirche in der Nähe der
alten gebaut. Sie war vom Architekten Ludwig Lindqvist entworfen. Für die
Verhältnisse Tervolas war sie viel zu groß (Raum für ca. 1200 Personen) Die
Pfarrgemeinde hatte wegen des Heizens große Probleme. Sie wurde vor allem zu
Johannis genutzt.
Der Inarisee
Auf schwedisch ENARE ist mit über 1000 km2 drittgrößter
See Finnlands, außerhalb der Seenplatte in Lappland. Er ist bis zu 80m tief
und sehr insel- und buchtenreich. Er verlandet
sehr rasch.
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